Fotos: Credits: Anna Hållams/imagebank.sweden.se
Bald ist es wieder Zeit für das traditionelle Krebs-Essen in Schweden: die „Kräftskiva“. Die Saison für die Krebsparty beginnt Anfang August und dauert bis in den September hinein. Das hat historische Gründe: Bis 1994 war der Krebsfang nur von August bis Oktober erlaubt. Die Fischer fieberten dem Startschuss am jeweils ersten Mittwoch im August entgegen und feierten den frischen Fang mit einer Kräftskiva (wörtlich „Krebstafel“). Heute gibt es diese Regelung nicht mehr, aber die Tradition sitzt so tief, dass die Schweden weiterhin daran festhalten. Gleichzeitig ist es eine gute Gelegenheit, aus den letzten warmen Sommerabenden das Maximum an Geselligkeit herauszuholen.

Beim Krebsfest werden überwiegend Süßwasserkrebse serviert: Flusskrebse („Flodkräfta“) und Signalkrebse („Signalkräfta“), die in ganz Schweden in Seen und Flüssen vorkommen. Doch an der Westküste, die reich an Meeresfrüchten ist, isst man auch Kaisergranate aus dem Meer („Havskräfta“). All diese Tierchen sind ursprünglich dunkelbraun – perfekt getarnt am Meeresboden – und nehmen erst beim Kochen ihre unverwechselbare rote Farbe an.
Auch für die Gäste gehört Erröten zum guten Ton, denn bei einer Kräftskiva geht es lustig zu: Die Kleiderordnung schreibt Papierhütchen und Lätzchen mit Krebsmotiven vor, und nach dem Motto „ein Krebs, ein Schnaps, ein Lied“ wird jedes Gläschen Aquavit von einem Trinklied begleitet.
Restaurants und Hotels
Im Gegensatz zu Mittsommer, wo ganze Dörfer um eine gemeinsame Stange tanzen, wird die Kräftskiva im kleinen Kreis zelebriert. Für Urlauber haben Restaurants und Hotels im Süden des Landes passende Angebote. In Westschweden sind beispielsweise Slipens Hotel, die Wetterinseln und das Hotel Norrqvarn am Götakanal gute Adressen für neugierige Feinschmecker. In der beliebten Region Småland kann man nicht nur die Schalentiere genießen, sondern auch beim Fangen mithelfen.
Sogar die Hauptstadt Stockholm, die sich im August nach der Urlaubssaison wieder mit Leben füllt, bietet Besuchern kulinarische Höhepunkte. Das Hotel Royal Park verspricht in Zusammenarbeit mit Sternekoch Niklas Ekstedt eine unvergessliche Krebsparty im Hagapark. Und im zentral gelegenen Hotel Hobo trifft die Tradition auf fernöstliche Einflüsse.
Tipps für ein gelungenes Krebsfest
Ganz wichtig bei einer Kräftskiva ist, sich selbst nicht so ernst zu nehmen. Ganz selbstverständlich schmücken die Schweden den Tisch mit alberner Krebsdeko, hängen kindliche Lampions auf und versehen sich selbst mit Papierhüten und Lätzchen. Zur Ausstattung gehören außerdem (viele!) Servietten und für jeden ein Schälchen mit Zitronenwasser, um zwischendurch die Finger zu reinigen. Die Geräuschkulisse aus Zutschen und Singen macht das lustige Erlebnis komplett.
Nun zum Handwerk: Nimm einen Krebs und drehe ihn herum, sodass der Bauch nach oben zeigt. Dann schlürfst du die Salzlake heraus. Als Nächstes ziehst du mit einer Drehbewegung den Schwanz ab und extrahierst das Fleisch – den begehrtesten Teil des Tierchens. Dafür gibt es spezielles Besteck: eine Art schmalen Löffel mit einer winzigen Gabel am anderen Ende. Nimm dann die Schale am Rücken ab, um an die „Krebsbutter“ zu kommen – eine gelbliche Paste, die sich hinter dem Kopf befindet. Die Krallen knackst du mit einer Krebszange, um das letzte Bisschen des saftigen Fleisches zu erwischen. Wenn du kein spezielles Meeresfrüchte-Werkzeug hast, kommst du auch mit einer Gabel oder bloßen Händen zurecht.
Ein Krebsfest in Schweden ist eine etwas chaotische und deswegen auch richtig lustige Angelegenheit. Wenn du einmal in den Genuss kommst, wirst du dich lange daran erinnern.
Und was gibt’s dazu?
Die spätsommerliche Krebsparty ist seit hundert Jahren Teil der schwedischen Esskultur. Dabei geht es aber nicht nur um die leuchtend roten Schalentiere. Die Kräftskiva bringt Menschen zusammen und kann viele Ausmaße annehmen – vom gemütlichen Familientreffen bis hin zum Gourmetbüffet oder zu einer richtigen Fete, die bis spät in die Nacht dauert. Es ist üblich, dass Gäste Beilagen oder Desserts mitbringen, zum Beispiel Salat, Kuchen oder frisch gebackenes Brot. Auf Schwedisch heißt Mitbringparty übrigens „Knytkalas“, kurz „Knytis“.
Was sind also die beliebtesten Beilagen für das schwedische Krebsfest? Denn von den Krebsen alleine wird man ja nicht satt, wenn man bedenkt, wie lange man herumpulen muss, um sich ein paar Gramm Fleisch in den Mund zu stecken. Cremige Pfifferlinge auf Toast sind ein Favorit, ebenso frisch gebackenes Brot mit Butter und Västerbottenkäse. Dieser aromatische Hartkäse, der aus der nordschwedischen Region Västerbotten kommt, geht sowieso immer. Bei der Krebsparty findet man ihn auch in der beliebten Quiche namens Västerbottenpaj.
„Ein Krebs, ein Schnaps, ein Lied“ lautet das Motto, und du kannst dir vorstellen, dass es bei einer Kräftskiva gesellig zugeht. Zum Trinken gibt es in Schweden meistens Bier, Schnaps und Aquavit. Wir finden übrigens, dass Roséwein perfekter paßt als Bier.
Und wann immer ein Schnapsglas gekippt wird, stimmen die Schweden ein Trinklied an. Der Klassiker heißt „Helan går”, was übersetzt etwa bedeutet: „Das ganze Glas geht runter!“
Das traditionelle Fest der Krebse in Schweden hat sich mit der Zeit weiterentwickelt. Heute findet man auch vegetarische und vegane Beilagen wie Artischocken, die ähnlich wie Schalentiere zubereitet und gegessen werden, Tofu in Salzlake und Tomatenquiche. Und wir finden, dass Roséwein perfekter paßt als Bier.