Von Schattierungen der unterschiedlichen Art und
wie sie entstehen
Rot ist die Farbe der Liebe und auch die eines guten Weines. Doch woher kommt sie und was sagt sie über den guten Tropfen aus?
Entstehung der Färbung
Die rote Farbe stammt aus der Beerenhaut, also aus der Schale der verwendeten Trauben, und wird bei der Bereitung extrahiert. Rote Trauben werden „auf der Maische“ vergoren, das heißt der ausgequetschte Saft, Beerenhäute und Kerne verbleiben allesamt in einem dafür vorgesehenen Behältnis. Durch die einsetzende alkoholische Gärung werden die roten Farbstoffe, genannt Anthozyane, aus den Beerenhäuten gelöst. Dies dauert in der Regel zwei, drei Tage bis zu einem Monat, je nach Rebsorte und Stil des Winzers.

Aussage der Farbe
Man unterscheidet zuerst viele unterschiedliche Schattierungen. Diese reichen von einem sehr hellen, zarten Rot über ein kräftiges Purpur bis hin zu einem dunklen, fast schwarz anmutenden Rot. Das weite Spektrum begründet sich zuerst durch die Wahl der verwendeten Rebsorten. Anhand eines Beispiels wird dies deutlich: Haben wir einen Merlot vor uns, so haben diese Trauben recht dünne Beerenschalen, die dann bei der Bereitung eine leichtere Farbausbeute ergeben. Bei einem Cabernet Sauvignon hingegen sind die Beerenhäute kräftiger, robuster. Die Folge: Der Wein verfügt über reichlich Anthozyane und hat somit eine dichte und intensiv schwarzrote Färbung. Damit geht in der Regel auch ein kräftigeres Gerbstoffgerüst einher. Dennoch: Ausnahmen bestätigen auch hier hin und wieder die Regel.
Farbe und Erwartung
Wer ein Glas brombeerfarbenen Weines vor sich hat, der erwartet ein kräftig-fruchtiges Geschmackserlebnis. Wer einen hellroten Wein im Glas hat, freut sich auf einen leichten, vielleicht sogar erfrischenden Tropfen. Weiterhin hat ein jeder Genießer seine ganz persönliche Erwartungshaltung. Zum einen geprägt vom Wissen über Wein, zum anderen aber auch beeinflusst von seinem Umfeld, seiner Herkunft und den kulturellen Einflüssen. Wenn ich einen Wein kenne, beispielsweise einen Rioja, so weiß ich um das Erscheinungsbild des Weines mit all seinen Fassetten. Zum kulturellen Aspekt ist anzumerken, dass man durch sein Umfeld geprägt wird. So wird beispielsweise ein Südeuropäer immer einen Rotwein mit kräftiger Farbe einem helleren Wein vorziehen, weil er mit dieser Art von Wein quasi aufgewachsen ist. Einen zarten Rotwein empfindet er dann eher als einen Rosé.
Veränderung durch Alterung
Mit fortschreitender Alterung wird der Wein zunehmend bräunlich. Im Glas eingeschenkt, kann man das an den Rändern erkennen: Je weiter die braune Schattierung sich ausbreitet, desto älter ist der Wein. Ein junger Rotwein weist immer einen durchsichtigen Rand auf.
Farbe und Qualität
Die Farbe sollte frisch und charakteristisch für den Wein und die Rebsorte sein. Hinzu kommt die Viskosität des Weins: Ist er eher von leichterer, dünner Konsistenz oder haben wir es mit einem sehr intensiven Wein zu tun? Wenn man das Glas schwenkt, und es bleiben Schlieren, so genannte „Kirchenfenster“, zurück, die sich nur langsam und zähflüssig ins Glas zurückbewegen, dann haben wir es in der Regel mit einem sehr gehaltvollen, qualitativ hochwertigen Wein zu tun.
Farbe und Geschmack
Rot bedeutet Sinnlichkeit und Genuss, erweckt das Gefühl von Wärme und Geborgenheit. Ein farbintensiver und kräftiger Rotwein ist also genau das Richtige für Körper und Seele an kalten und ungemütlichen Tagen. Kraftvolle Rotweine enthalten oft auch viel Gerbstoff (Tannin), die Weine erscheinen dann widerspenstig und jugendlich ungestüm am Gaumen. Diese Tannine werden ebenso wie die Farbpartikel aus der Traubenschale extrahiert und geben dem Wein quasi das Rückgrat. Je mehr Tannin ein Wein aufweist, desto länger ist zumeist seine Lebensdauer. Allerdings ist solch ein Wein dann eher als Partner zu passenden Speisen zu genießen.
