Es gibt eine neue Erkenntnis: Gute Freunde bestehen nicht immer aus Fleisch und Blut. Die besten aber sicher.
Das Leben hält für jeden von uns ein paar besondere Fesseln bereit, denn letztlich sind wir fast alle auf unterschiedliche Art und Weise gebunden: Beruf, Familie, Freunde, häusliche Pflichten, Interessen und Hobbys. Wirklich alles zu schaffen, sich um alle zu kümmern und dabei noch Zeit für ein Bier zu finden, ist – wenn nicht unmöglich – zumindest schwierig. Ein gewisses Organisationstalent, die Kunst, Prioritäten richtig zu setzen und die Balance zu finden, ist neben dem Verständnis derer, die wir lieben, unglaublich hilfreich.
Zudem sollte man sich mit ein paar zeitsparenden Gerätschaften umgeben. Andererseits, wenn man bedenkt, wie viel man arbeiten muss, um sich solche Helferlein leisten zu können: Wie viel Zeit ersparen sie uns dann wirklich? Hoffentlich genug, um über diese Frage ein wenig nachzudenken.
Die Lösung
Ich hatte das Vergnügen, einen echten Zeitsparer (und Rückenschoner) ausprobieren zu können: den Gardena Rasenroboter. Sie fragen sich jetzt sicher, was Biertrinken und ein Rasenroboter miteinander zu tun haben. Tatsächlich eine ganze Menge. Ich bezweifle, dass sich mein Leben sonderlich von dem meiner Leser unterscheidet. Ich wohne in einem Haus, das von einem ordentlichen Stück Garten umgeben ist, und jemand muss sich darum kümmern.
Glücklicherweise liebt meine Frau das Gärtnern. Dieser Umstand verschafft mir neben einem erquicklichen Ausblick auch mehr Zeit zum Biergenuss. Wenn da nicht das Problem wäre, dass der größte Teil des Gartens davon unberührt bleibt: der Rasen.
Letzten Sommer hatte ich also das Glück, einen Gardena Rasenroboter zu bekommen. Glück in vielerlei Hinsicht: Meine Frau ist zufrieden, dass der Rasen stets perfekt gemäht ist, ich habe mehr Zeit, mich ums Bier und das Brauen zu kümmern, meinem Rücken bleibt harte Arbeit erspart, die Nachbarn hören praktisch nichts und es sieht cool aus. Es dauerte gut zwei Stunden, das Ding einzurichten. Seitdem ist alles, was ich zu tun habe, genüsslich an meinem Bier zu nippen und zuzuschauen, wie das Gras auf perfekter Länge gehalten wird; tagein, tagaus. Jetzt fehlt mir nur noch ein Hark- und Fege-Roboter für das Laub im Herbst! Während der Gardena so im Hintergrund vor sich hinwerkelt, habe ich also Zeit, mich den wichtigeren Dingen zuzuwenden: etwa dem Biertrinken.
Die Vorteile eines ruinierten Rufs
Die meisten Leute kennen mich als jemanden, der gutes Bier und gutes Essen zu schätzen weiß. Das kann manchmal geradezu belastend sein, etwa wenn manche Freunde sich tatsächlich nicht trauen, uns zum Essen einzuladen. Aber es hat auch seine guten Seiten. Eine davon ist, dass viele so nett sind, interessante Biere von ihren Reisen mitzubringen und sie mit mir zu teilen. Ich liebe gute Freunde!
Ich traf kürzlich einen kanadischen Landsmann, den ich schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte. Zur Freude, ihn nach all der Zeit wiederzusehen, trug definitiv bei, dass er eine ganze Reihe von Bieren aus seinem Urlaub mitgebracht hatte.
Flasche oder Dose
Wir starteten mit einigen österreichischen Dosenbieren. Nun, über die Dose-oder-Flasche-Frage wird viel gestritten. Die Konfliktlinie verläuft etwa hier: Bier gehört historisch gesehen in Fässer. Als man Flaschen in industriellem Maßstab herstellen konnte (was man hauptsächlich für die Bierindustrie entwickelte), füllte man das Bier endverbraucherfreundlich in diese ab. Flaschen sind wirklich toll für Bier. Außer die grünen und weißen, weil sie Licht hineinlassen, das die wunderbaren Hopfen- in Stinktieraromen verwandelt: 3-Methyl-2-buten-1-thiol oder kurz MBT. Die Nachteile von Flaschen sind in jedem Fall ein hohes Gewicht und das leichte Zerbrechen.
Dosenbier wurde zunächst in den USA beliebt, nachdem die Army begonnen hatte, ihre Soldaten damit zu versorgen. Die Heimkehrer tranken zu Hause dann einfach weiter aus der Dose. Das Argument der Craft-Beer-Bewegung für die Dose ist allerdings, dass das Bier darin länger frisch bleibt und weniger Energie und Aufwand für den Transport aufgewendet werden muss. Dosen sind außerdem die am meisten recycelte Getränkeverpackung der Welt. Und Flaschen kommen nach dem Versand niemals zurück.
Ich persönlich bin ein Freund vom Flaschenrecycling. Im regionalen Vertrieb mit kurzen Transportstrecken bleibt es sinnvoll. Zwar hasse ich das Pfandflaschenschleppen, aber vor allem, weil wir wohl alle etwas brauchen, über das wir uns beschweren können.
So oder so: Es gibt gute Biere, die nur in Dosen erhältlich sind (zum Beispiel Stone in Europa).
Entdeckungen
Wir starteten mit zwei Bieren der Bevog Brauerei in Österreich: TAK Pale Ale (5,5 % Vol. und 35 IBU) und KRAMAH (6,6 % Vol. und 70 IBU); beides hervorragende Biere. Das TAK ist ein respektables Pale Ale mit einem ausgewogenen Hopfen-zu-Malz-Verhältnis. Das KRAMAH lässt kräftige Aromen von Mango, Lychee und Grapefruit durchblicken und bringt ausreichend Sanftheit mit, um all das auszubalancieren.
Dann gingen wir über zu Reservoir Dogs Sucubo aus Nova Gorica in Slowenien. Ich kann mich nicht erinnern, schon einmal zuvor slowenisches Bier probiert zu haben. Dieses hat 6,0 % Vol., eine diffuse goldene Farbe und eine Zitrus-Nase. Es tat es sich schwer, mit dem TAK und dem KRAMAH mitzuhalten, ist aber im Großen und Ganzen eine feine Sache.
Ich hatte, wieder einmal, die Gelegenheit, etwas aus der Insel Brauerei zu probieren. Diesmal war es ein Insel Herb. Ein erfrischendes Bier mit 5,6 % Vol., mit strohgoldener Farbe, kaum wahrnehmbarer Trübung und einer blumigen Nase. Auch wenn die Brauerei es als „Extra Special Bitter“ bezeichnet: Ich halte die meisten ESBs für süßer und goldener. Das Insel Herb hat mehr von einem Pale Ale; angenehm und erfrischend – ohne Abbildung, 2 SAVOIR-VIVRE-Sonnen.
Schließlich wurde ich noch mit einem traditionellen deutschen Bier beglückt. Eine Kollegin hatte ein Fünf-Liter-Fässchen Bier aus ihrer Heimat besorgt: Oppl Zoiglbier aus Mitterteich. Dieses Bier kommt aus einer traditionellen Gemeindebrauerei. Es war einst verbreitet, sich Arbeit und Kosten des Brauhandwerks zu teilen und gemeinsam zu brauen. Heute gibt es nicht mehr viele dieser Gemeindebrauereien. Das Bier wird traditionell über einem Holzfeuer, unter Einsatz untergäriger Hefe und eines offenen Kühlschiffs gebraut. Es ist ungefiltert und rasch zu verbrauchen. Mit dem Fokus auf Kosten und Effizienz ist diese Brautradition mit der modernen industriellen Bierproduktion kaum zu vereinbaren. Die Zoigl-Brauereien, die ihre Braulizenz im Jahr 1516 erwarben, produzieren unterdessen weiter höchst trinkbare, lebendige und individuelle Biere. Nicht zwei davon sind gleich, sodass die Versuchung stets groß ist, sie immer wieder neu zu probieren.
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Daniel Olsberg ist Kanadier mit schottischen Wurzeln und lebt seit 20 Jahren in Deutschland. Er betrachtet sich selbst als „Lebensmittelveredler“, da er leidenschaftlich gerne kocht.
Doch vor allem ist er Bierliebhaber und braut seit 1987 sein eigenes Bier.