Eine kurze Geschichte des deutschen Weins im Spiegel des Verbands der Prädikatweingüter (VDP)
Foto: Das Ziel der „Förderung und Bewahrung des Qualitätsideals der nicht angereicherten, ‚naturreinen‘ Weine“ wurde nicht zuletzt auch durch zahlreiche Weinproben erreicht.
Das weit verbreitete Panschen und Strecken, die Verschleierung der Herkunft zum Kauf angebotener Weine – dies alles ist rechtschaffenen Weinproduzenten und Händlern Anfang des 20. Jahrhunderts ziemlich sauer aufgestoßen. Am 26. November 1910 gründeten sie deshalb den Verband Deutscher Naturweinversteigerer (VDNV) bestehend aus: Der „Vereinigung Rheingauer Weingutsbesitzer“ (gegr. 1897), dem „Verein der Naturweinversteigerer in Rheinhessen“ (gegr. vermutlich 1910), dem „Trierer Verein von Weingutsbesitzern von Mosel, Saar und Ruwer“ (gegr. 1910) sowie dem „Verein der Naturweinversteigerer der Rheinpfalz“ (gegr. 1908). Ihr erklärtes Ziel: „Die Förderung des Absatzes unter Betonung der Qualität der Spitzenlagen des Weinbaugebietes sowie die Förderung und Bewahrung des Qualitätsideals der nicht angereicherten, ‚naturreinen‘ Weine“.
Bereits vor der Gründung des VDNV, seit dem 18. Jahrhundert, wurden auf den besonders renommierten Gütern einzelne Weinversteigerungen veranstaltet, zu denen Weinkommissionäre geladen wurden. Dies führte jedoch zu einem übersteigertem konkurrieren der Weinhäuser um Kommissionäre und Händler. Erst die Gründung des VDNV brachte durch ein miteinander vereinbartes Reglement Entspannung.

Produzenten den Verband Deutscher Naturweinversteigerer (VDNV).
Die Preise, die dann zu Beginn des 20. Jahrhunderts während der Naturweinversteigerungen des VDNV für Originalabfüllungen bezahlt wurden, waren die höchsten, die bis dahin jemals für deutsche Weine „angelegt“ wurden. Sie beeinflussten maßgeblich den gesamten Weinhandel. 1926 wird der Verein ins Vereinsregister eingetragen und gibt sich ein Markenzeichen: den Traubenadler.
1930 bekräftigt das neue Weingesetz den Gedanken des Naturweins und umschreibt erstmals die Bedeutung der Prädikate, mit denen die Naturweinversteigerer ihre „Creszenzen“ bezeichnen. Die Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs machten allerdings auch vor dem Weinbau nicht halt. Erst nach der Währungsreform im Jahre 1948 normalisierte sich die Situation in den westlichen Besatzungszonen, auch im Weinhandel. 1949 dann erfolgte eine Art „VDP-Renaissance“: Noch vor der Gründung der Bundesrepublik finden in Trier und im Rheingau die ersten Weinversteigerungen statt.
Schon während der Beratungen über das neue Weingesetz 1967 ist absehbar, dass innerhalb des DWV auf das gesetzliche Verbot des Begriffes „natur“ hingearbeitet wird. Trotz der starken Präsenz innerhalb des DWV unterliegt der VDNV mit seinen Anträgen zum Erhalt des Begriffs „Naturwein“ in der entscheidenden Abstimmung: Begriff und Idee sind nicht mehr zu retten. An die Stelle von „Naturwein“ tritt mit dem neuen Weingesetz von 1969/1971 das System der „Qualitätsweine mit Prädikat“.
Nach der Abschaffung des Begriffs „Naturwein“ erwägen der VDNV sowie einzelne Regionalverbände sich 1971 aufzulösen. Vor diesem Hintergrund lädt Wolfgang Michel (Hochheim), Präsident des „Verbands deutscher Naturwein-Versteigerer“, die nur noch 75 Mitgliedsbetriebe aus den Regionen Mosel-Saar-Ruwer, Rheingau, Rheinhessen, Rheinpfalz, Baden und Franken zu einer Mitgliederversammlung nach Wiesbaden. Einziger Tagesordnungspunkt: Auflösung des Verbandes. Peter von Weymarn, Weingut Heyl zu Herrnsheim, kann die Auflösung des traditionsreichen Verbandes mit einer leidenschaftlichen Rede abwenden. Weymarn und Michel erhalten den Auftrag, die Überlebenschancen des Verbandes zu sondieren. Das Ergebnis: Ein neuer Sitz, ein neuer Name (Verband Deutscher Prädikatsweingüter, VDP), eine neue Satzung, ein neuer Präsident (Peter von Weymarn, Nierstein), höhere Anforderungen an die Mitgliedschaft.
Unter dem Vorsitz von Peter von Weymarn wird die „Mainzer Weinbörse e.V.“ 1973 ins Leben gerufen. Sie soll die zunehmenden Bedeutungsverluste der Versteigerungen ersetzen und Wiederkäufer und VDP-Mitglieder im zeitigen Frühjahr eines jeden Jahres zusammenbringen. 1973 bestritten zehn rheinhessische Weingüter im Kurfürstlichen Schloss zu Mainz die erste Weinbörse. Mittlerweile ist die Weinbörse die Fachmesse für deutschen Spitzenwein schlechthin, auf der 150 der annähernd zweihundert VDP-Prädikatsweingütern alljährlich die internationale Weinfachwelt zu Gast haben.
Mit der Wahl von Michael Prinz zu Salm-Salm, Prinz zu Salm-Dalberg’sches Weingut Wallhausen, zum Präsidenten beginnt 1991 eine neue Ära. An den Anfang setzt der VDP strenge Erzeugungsregeln, die durch eine regelmäßige Betriebskontrolle kontrolliert werden. Der VDP begibt sich auf den Weg zum naturgemäßen Weinbau. Die Marienthaler Beschlüsse im Jahr 2006 markieren einen weiteren Meilenstein der Klassifikation der Prädikatsweingüter. Der für alle Regionen einheitliche Klassifikations-Oberbegriff „Erste Lage“ wird fixiert. Steffen Christmann, Weingut A. Christmann Gimmeldingen, wird 2007 zum Nachfolger von Michael Prinz zu Salm-Salm als Präsident des VDP gewählt.