Ein Wiedersehen mit der Hoteliersfamilie Lingg im Resort-Hotel Bergkristall in Oberstaufen – wo Herzlichkeit, Handwerk und Heimat zu einem neuen Lebensgefühl verschmelzen.
Es gibt Orte, an die man nicht einfach reist – man kehrt in sie zurück. Orte, die sich verändern, ohne sich zu verlieren. Das Bergkristall in Oberstaufen-Willis ist ein solcher Ort: gewachsen, verfeinert, in sich ruhend und zugleich auf dem Sprung in eine neue Dimension.
Schon beim ersten Blick vom Balkon unserer Naturholz-Suite erschließt sich, was diesen Rückzugsort so besonders macht: Unten auf dem Weg sehen wir Hans-Jörg Lingg, Seniorchef, mit Spaten, Baumsetzling und Enkelkind. Ein Großvater, der Zukunft pflanzt – buchstäblich. Später am Abend, beim Weißbier an der Bar, erzählt er, der Baum solle seine Enkel erinnern, wie aus etwas Kleinem etwas Großes werden kann. Ein Satz, der wie ein Leitmotiv über allem steht, was hier geschieht.
Vom Brotzeitstüble zum Sehnsuchtsort
Die Geschichte des Hauses ist eine Erzählung über Beharrlichkeit und Gemeinschaft. 1967 verwandelten Hedi und Hans Lingg ihren Bergbauernhof in ein einfaches Brotzeitstüble. Heute führen Sabine und Hans-Jörg Lingg gemeinsam mit ihren Söhnen Sebastian und Johannes ein Vier-Sterne-Superior-Resort mit über 140 Mitarbeitenden. Und doch ist das Gefühl geblieben: Ankommen, loslassen, aufgehoben sein.
Die jüngste Erweiterung im Sommer 2025, unter dem Motto „Next Level“, hat das Resort auf eine neue Stufe gehoben. 3 700 Quadratmeter SPA-Landschaft, Infinity-Whirlpool mit Panoramablick, Yoga-Studio, Indoor-Sportpool, Fitness-Galerie mit modernstem Trainingssystem – und dennoch bleibt das Haus, was es immer war: ein Refugium der Ruhe. Kein protziger Neubau, sondern eine Architektur der Achtsamkeit.
Architektur mit Seele
Nichts wirkt laut oder aufdringlich. Holz, Stein, Licht – alles scheint im Takt der Natur zu schwingen. Die Zubauten fügen sich wie selbstverständlich in das Gelände „Paradies“ ein, und für 2026 kündigen sich bereits die neuen „See-Suiten“ mit privatem Zugang zum Bergsee an. Luxus, der nicht prahlt, sondern atmet.
Kulinarik – das leise Feuerwerk
Dann beginnt der Abend, auf den man sich hier den ganzen Tag freut. Küchenchef Markus Heimann, der seine Handschrift bei Hans Haas im Tantris, bei Mario Gamba und Detlev Schmidkunz geschärft hat, führt uns durch ein Menü, das eher erzählt als beeindruckt. Heimatküche, neu gedacht – fein, klar, präzise.
Der Auftakt: Haselnuss, Zucchini, kleine Semmel. Ein unscheinbarer Gruß, der schon zeigt, was Heimann kann – Textur, Temperatur, Spannung.
Es folgt „Die Tomate alter Sorten“, eine Komposition aus marinierten Früchten, weißem Tomatenmousse, Basilikumpesto und Focaccia-Croutons – Sommer auf Porzellan.
Die Sellerieschaumsuppe ist eine Ode an den Duft der Erde, verfeinert mit Trüffel und Staudensellerie.
Steinpilzravioli, in Petersilienöl glasiert, duften nach Wald und Spätsommer.
Der Seeteufel ruht in einem Safranfond, flankiert von hausgemachten Tagliolini und Pak Choi – so leicht, dass man fast vergißt, wie komplex die Komposition ist.
Dann das Hauptgericht: Entenbrust à la Orange, begleitet von Blaukraut, Jus und Kartoffelkrapfen – eine Hommage an die klassische Küche, nur präziser, klarer, ehrlicher.
Zum Finale ein No Bake Cheesecake mit Passionsfrucht und Mango, sonnig, luftig, fast beschwingt.
Am Ende warten die Käse vom Buffet: Nußbaumer, Bantel – kleine Meisterwerke aus der Region. Kein Überfluss, kein Spektakel, nur Geschmack in Reinform.
Die Harmonie des Dreiklangs
An Heimanns Seite steht Maître-Sommelier Tobias Reuthebuch, seit über 22 Jahren im Haus, dessen Weinkarte mit rund 500 Positionen selbst Kenner staunen lässt. Jeder Schluck begleitet, nie übertönt. Und Johannes Lingg, Juniorchef und F&B‑Manager, fügt mit seinem klaren Blick das Ganze zu einem Dreiklang aus Küche, Keller und Haltung.
Der neue Chef’s Table – vier Plätze am Bar-Tresen, nah an der Küche – ist bereits jetzt ein Geheimtipp. Indoor-Farming, Microgreens, Dry Aging: alles keine Mode, sondern gelebte Qualität.
Mehr als ein Hotel
Das Bergkristall ist kein Ort, den man konsumiert. Es ist einer, den man erlebt. Zwischen Natur und Kultur, zwischen Achtsamkeit und Freude. Wer hier weilt, spürt, dass Luxus nichts mit Glanz zu tun hat, sondern mit Resonanz.
Vielleicht ist das der wahre Sinn von „Next Level“: nicht größer, nicht prunkvoller – sondern wahrhaftiger.
Fazit
Das Resort Bergkristall ist einer jener seltenen Orte, an denen ein Familienunternehmen zur Lebensphilosophie wird. Es wächst, ohne zu wachsen, verfeinert sich, ohne zu verlieren, was es ausmacht: Herzlichkeit, Heimat, Haltung.
Unser Urteil:
Service: Ausgezeichnet
Weine: Ausgezeichnet
Ambiente: Zeitlos-elegantes Alpin-Flair
Panorama-Restaurant mit Stuben
Hotel Bergkristall GmbH & Co.KG
Mein Resort im Allgäu
Willis 8
D‑87534 Oberstaufen
Tel.: +49 (0) 8386–911 0
wellness@bergkristall.de
www.bergkristall.de
Geschäftsführung: Sabine, Hans-Jörg und Sebastian Lingg
Junior-Chef: Johannes Lingg
Küchenchef: Markus Heimann
Maître-Sommelier: Tobias Reuthebuch
Ein ausführlicher Beitrag in der Print-Ausgabe Winter 2025/2026