Der Spätsommer 2025 schreibt kein leichtes Kapitel für Frankreichs Winzer. Nach Schätzungen am 9. Septemer 2025 des Landwirtschaftsministeriums wird die Weinproduktion rund 37,4 Millionen Hektoliter erreichen – ein zartes Plus von drei Prozent gegenüber der historisch kleinen 2024er Ernte, aber 13 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt und deutlich unter den optimistischen Augustprognosen von mindestens 40 Millionen Hektolitern.
Was nach Statistik klingt, erzählt von einem Sommer, der die Reben prüfte. Eine Hitzewelle im August ließ die Beeren schneller reifen und entzog ihnen Saft. In Regionen wie Charentes, Beaujolais und Languedoc-Roussillon führte das zu vorgezogenen Lesestarts. Zugleich schrumpften die Rebflächen: Über 20.000 Hektar wurden allein in Bordeaux, dem Südwesten und Languedoc-Roussillon gerodet – ein stilles Schrumpfen, das in den Bilanzen laut hallt.
Frühe Lese, gespannte Nerven
Von der Champagne bis Korsika begann die Lese teils Wochen früher als üblich. Die Champagne erwartet trotz schwieriger Blüte zwölf Prozent mehr als 2024, bleibt aber unter dem langjährigen Schnitt. Burgund profitiert nach Mehltau-Desaster 2024 von 45 Prozent Mehrertrag, wenn auch mit weniger Saft. Beaujolais indes kämpft mit Verrieselung, Hagel und Dürre – wohl die magerste Ernte seit 2012.
Im Elsass fiel der Start so früh wie nie, die Mengen bleiben elf Prozent unter dem Vorjahr. Loire trotzt Hagel und Dürre mit einem Plus von 26 Prozent. In Bordeaux jedoch drückt Hitze die Erträge erneut auf das niedrige Niveau von 2024, 15 Prozent unter dem Fünfjahreswert. Auch auf Korsika weisen die ersten Trauben weniger Saft auf, wenngleich die Mengen insgesamt zehn Prozent über dem Vorjahr liegen dürften.
Die Branchenplattform Vitisphere kritisiert, dass frühe Vorhersagen zunehmend an Aussagekraft verlieren. Klimawandel, Wetterkapriolen und Rodungen machen die Ernte zu einem beweglichen Ziel. Die Zahlen von heute sind Momentaufnahmen – und zugleich Menetekel: Frankreichs Weinbau steht vor einer Zukunft, in der Wetterextreme nicht Ausnahme, sondern Norm sind.