Mouton Rothschild: der Pracht­volle mit Aussetzern – ein Porträt

Karl-F. Lietz

Lesedauer: 11 Minuten

1. Teil 

Alle kennen ihn, viele haben ihn getrunken, jeder möchte ihn wenigstens einmal im Glas haben: IHN, den Rotwein namens Château Mouton-Rothschild. Das ist unter den großen Rotweinen aus Bordeaux und somit der Welt der Pracht­volle, ein Wein mit dichter, reich nuancierter Frucht, mit Tiefe und würziger Opulenz. Und er ist das Werk von Baron Philippe de Rothschild, jenem Mann, der am 20. Januar 1988 im Alter von 85 Jahren in Paris starb. Er galt als Sinnbild für franzö­sische Wein-Gloire. Der Baron war promo­vierter Physiker, Dichter, Übersetzer elisa­be­tha­ni­scher Gedichte, Filmpro­duzent (der 1932 gedrehte Streifen „Lac aux Dames« war einer der ersten großen Tonfilm­erfolge), Theater­di­rektor (von 1924 bis 1931 führte er das Theater Pigalle), Kunst­mäzen, kulti­vierter Lebemann, Begleiter etlicher Bühnen­schön­heiten und Herzens­brecher, geliebt von den Frauen, gefürchtet von den Ehemännern.

Bridge fand er langweilig, Pferde hielt er für dumm, gesegelt hat er nur bei schönem Wetter, doch als Louis Philippe fuhr er in seinem Bugatti erfolg­reich Rennen (1929 belegte er beim Großen Preis von Deutschland mit seinem Bugatti den zweiten Platz). Vor allem jedoch war der Baron, der eine Gesichts­ähn­lichkeit mit Picasso hatte, bevorzugt Seiden­ponchos sowie bestickte Slipper trug und im Alter die meiste Zeit in seinem grandiosen Himmelbett verbrachte, wo er arbeitete, Freunde empfing, las, Anord­nungen gab, der Besitzer und Erneuerer von Château Mouton-Rothschild, seinem Lebenswerk. Kurzum: Baron Philippe war alles andere als ein biederer Landedelmann, Extra­vaganz war sein und seines Weines wahres Marken­zeichen.

Baron Philippe de Rothschild wird von Keller­meister Raoul Blondin ein Glas gereicht


„Es ist sicherlich kein Schaden, ein Rothschild zu sein«,

sagte der Baron einmal. „Aber geholfen hat es mir nicht. Was ich besitze, habe ich mir selbst geschaffen. Meine Eltern habe ich eigentlich kaum gekannt. Ich war 17, als mein Vater aus dem Ersten Weltkrieg nach Hause kam. Und in den folgenden Jahren hatte ich stets das Gefühl, dass er mit jungen Leuten nicht viel anzufangen wußte. Im Grunde konnte er sie nicht ausstehen. Auch zu meiner Mutter bekam ich keinen engen Kontakt.«

Hat er, der sich in der Boheme so gut auskannte wie in der sogenannten feinen Gesell­schaft, er, der Gedichte schrieb, gewisse exzen­trische Gewohn­heiten von seinen Vorfahren geerbt? Der Baron antwortete lachend: „Ich würde liebend gern behaupten, dass ich mich in Onkel Lionel wieder­erkenne, der mal in einer von Zebras gezogenen Kutsche durch London gefahren ist. Was für ein charmanter Einfall! Leider habe ich nie etwas Ähnliches getan.«

In diesem Satz schwingt eine Menge Koket­terie mit, denn Baron Philippe, der sich selbst als Mensch des 19. Jahrhun­derts bezeichnete und entspre­chend lebte, hat eine Menge ungewöhn­licher Dinge insze­niert. Eines seiner Meister­stücke war der Aufstieg von Mouton in die erste Liga der Premiers Crus. Classés. Freilich ist nicht jeder Mouton ein Glanz­stück; es gibt Jahrgänge, bei denen man sich rätselnd fragt, wieso Nachbarn deutlich bessere Weine gelangen – wie etwa 1950, 1954, 1960, 1964, 1967, 1973, 1974, 1976, 1977, 1978, 1979, 1980, auch 1981, 1989, 1990.

Anderer­seits stehen Weine aus quali­tativ klein bis mittel einge­stuften Jahrgängen wie beispiels­weise 1984, 1993 und 1997 sowie aus älteren Dekaden à la 1962, 1963, 1964, 1965 oder speziell 1948 über dem Durch­schnitt.

Aber in seinen besten Modellen duftet ein Mouton-Rothschild wie ein Beet voller Früchte, und es schwingt ein aparter Hauch von Minze mit, so dass Liebhaber, überwältigt von der aroma­ti­schen Fülle, schon mal mit respekt­voller Ironie von „Mouton-Hollywood« sprechen – ein Wort, über das Philippe de Rothschild amüsiert lachen konnte, auch wenn er sonst, was den Wein von Mouton betraf, nicht zum Spaßen neigte.

In diesem Jahr signierte Rothschild erstmals die Etiketten

 

Als Philippe das Weingut übernahm, rangierte Mouton in der berühmt-berüch­tigten Wein-Klassi­fi­kation des Médoc aus dem Jahre 1855 noch an zweiter Stelle als sogenannter Deuxieme Cru Classé, was man auf dem Gut mit selbst­be­wußter Arroganz kommen­tierte:

„Erster kann ich nicht sein, Zweiter will ich nicht sein, ich bin Mouton.«

Premiers Crus Classés waren von Anfang an nur Latour, Margaux, Haut-Brion und das den Vettern gehörende Lafite-Rothschild, der Rivale auf Lebenszeit. Die zweite Position mißbe­hagte dem erfolgs­ver­wöhnten Baron gehörig, so dass er alles daran­setzte, um seinen Wein in die Spitzen­ka­te­gorie der Premiers zu hieven. Was niemand für möglich gehalten hatte – und Dutzende anderer Güter davon nur träumen ließ – , das gelang nach zähen Bemühungen und besten Bezie­hungen endlich im Jahre 1973: Château Mouton Rothschild wurde am 21. Juni auch offiziell in den Rang eines „Premier Cru Classé« erhoben. Die Kränkung, ja Schmach von 1855 war somit getilgt, der Baron feierte einen persön­lichen Triumph. Alle anderen staunten und waren perplex. Das war nämlich die erste und bislang letzte Korrektur der Klassi­fi­kation, und seither lautet das Motto nicht weniger selbst­bewußt: „Erster bin ich, Zweiter war ich, Mouton ändert sich nicht.«

Dass Mouton mit Lafite und Latour, den beiden anderen Spitzen­weinen aus Pauillac, rangmäßig gleich­ge­setzt wurde, war bei allen Unter­schieden in der Stilistik und teils auch der Konti­nuität gerecht und nichts anderes als die Höher­stufung eines Guts, das längst erstklas­sigen Wein erzeugte – dank der visio­nären Kraft des Barons und dem Können der Keller­meister wie dem am 30. November 1991 in seinem achtzigsten Lebensjahr verstor­benen, ebenfalls legendär gewor­denen Raoul Blondin. Mouton war 1855 wohl nur deshalb nicht erstrangig platziert worden, weil sich das Gut, das Baron Nathaniel de Rothschild im Jahre 1853, also gerade zwei Jahre vor der Klassi­fi­kation, gekauft hatte, nicht in bestem Zustand befand. Das „Château« war damals ein Bauernhof; zwei Jahre reichten nicht, um die hervor­ra­genden natür­lichen Gegeben­heiten maximal zur Geltung zu bringen.

Doch schon 1858 wurde ein Mouton produ­ziert, der sich heute noch mit Genuß trinken läßt und über jene zarte, mit Worten nur unzulänglich zu beschrei­bende karamellige Süße verfügt, wie sie großen Rotweinen kurz vor dem Verwelken zu eigen ist. Auch die Jahrgänge 1861, 1865, 1893 und 1899 zählen zu Perlen des 19. Jahrhun­derts. Vor dem Engagement der Rothschilds hieß das Château „Branne-Mouton«, benannt nach einem Joseph de Branne, der im frühen 18. Jahrhundert hier Weinberge angelegt hatte, vorzugs­weise bestockt mit Cabernet Sauvignon.

Die Nachfolger verkauften das Gut an einen Pariser Bankier, der es schließlich dem Rothschild weiter veräu­ßerte. Was den in London residie­renden Nathaniel an dem Weingut gereizt hat, weiß man nicht genau. Es mag Spleen gewesen sein, der Gedanke an Investment, vielleicht auch die Eitelkeit, ein renom­miertes Château im Bordelais zu besitzen. Ein leiden­schaft­licher Weinfreund war der Baron jeden­falls nicht – ebenso­wenig wie James de Rothschild, der 15 Jahre später die Domäne Lafite, den späteren Lafite-Rothschild, erwarb.

Philippe de Rothschild übernimmt 1922

Eine neue Ära begann auf Mouton, als Philippe de Rothschild, gerade 20 Jahre alt, im Herbst 1922 von seinem Vater Henri, der sich mehr für Literatur und Theater nebst den Damen vom Ballett inter­es­sierte, die Leitung des Weinguts übertragen bekam. Das mag eine Laune des sowieso stets angeheitert Schicksal spielenden Zufalls gewesen sein, denn beide waren fürein­ander geschaffen. Mensch und Wein glichen sich in ihrer verschwen­de­ri­schen, mehrdi­men­sio­nalen Art und ähnelten einander im Laufe der Jahrzehnte immer mehr. Sie wurden eins, wer Mouton trank, dachte an Philippe, wer mit dem Baron sprach, wurde an den Wein erinnert.

Mis en bouteilles au Château

Ziemlich vom Start weg sorgte Philippe für Aufsehen in der Weinszene, als er, der sich vorge­nommen hatte, aus Mouton „den besten Wein der Welt« zu keltern, ab 1924 seine Gewächse nicht – wie bis dahin weithin üblich – im Faß an den Handel verkaufte, sondern komplett auf dem Gut in Flaschen füllte. Das war die Geburt der origi­nären Schloß­ab­füllung, der „Mis en bouteilles au Château«. Und das Etikett ließ der kunst­sinnige Schloßherr, um noch eins drauf­zu­setzen, vom Kubisten Jean Carlu entwerfen.

Ab 1945 gestaltet jedes Jahr ein anderer Künstler diese Visiten­karte des Weins, ausge­nommen einige spezielle Jahre:

Gleich darauf ließ man die Idee zwar einschlafen und kehrte zur konser­va­tiven Gestaltung der Etiketten in Form des Mouton-Wappens zurück, aber 1945 griff der im franzö­si­schen Wider­stand aktiv tätig gewesene Baron den Gedanken erneut auf und beauf­tragte Philippe Jullian, einen jungen Essay­isten, der auch als Designer arbeitete, eine graphische Stili­sierung jenes berühmten, von Churchill während des Krieges mit gespreiztem Zeige- und Mittel­finger populär gemachten „V« für „Victory« zu entwerfen. Daraus entstand eine bis heute gepflegte Tradition, wobei es in den ersten Jahren nicht leicht war; namhafte Künstler für diese Art Populär­kunst zu finden. Man zierte sich, doch brach Georges Braque 1955 schließlich den Bann.

1953 zeigt zur Hundert­jahr­feier ein Bild von Gründer­vater Nathaniel de Rothschild (1812–1870). 1977 wurde der übrigens trink­festen engli­schen Königin­mutter anläßlich ihres Besuchs auf Mouton gewidmet, wo „Her Majesty« in der „chine­si­schen Suite« in einem reich verzierten Himmelbett auf kostbarem Leinen geschlafen hat. Für 2000 hat Philippine de Rothschild die ganze Flasche als Sammler­stück gestalten lassen: Der kleine „Widder von Augsburg“, darge­stellt auf einem Glasde­ckel­humpen aus vergol­detem Silber, um 1590 vom deutschen Goldschmie­de­meister Jacob Schenauer geschaffen, ist mithilfe einer eigens dafür entwi­ckelten Relief-Email­lie­rungs­technik kunstvoll auf die Flasche aus besonders hochwer­tigem Glas übertragen worden. Wappen, Name und Jahrgang sowie die Signatur der Baronin wurden in Feingold im Siebdruck­ver­fahren aufge­bracht. Der Widderkopf ist das Wappenbild von Mouton, Baron Philippe ist, nebenbei bemerkt, im Stern­zeichen des Widders geboren.

Das Etikett des Jahrgangs 2003 ziert – immerhin 150 Jahre Mouton signa­li­sierend – erneut den Ahnherrn, Baron Nathaniel de Rothschild. Vom Jahrgang 1978 gibt es zwei Etiketten von Jean-Paul Riopelle, weil sich Baron Philippe nicht für einen von zwei Entwürfen entscheiden mochte; aller­dings achtete man bei der Verpa­ckung der Holzkisten darauf, dass die Flaschen beide Muster enthielten. Die Idee mit den Etiketten war ein genialer Werbegag, der Mouton zusätzlich ins Gespräch brachte und das Interesse auch jener Sammler zum Kauf animierte, denen es weniger um den Inhalt als das Stück angewandte Kunst auf der Flasche ging.

Selbst leere Flaschen sind Liebhabern einige Hunderter wert, sofern es sich um gut erhaltene Etiketten rarer Jahrgänge wie beispiels­weise 1945, 1946, 1947, 1954 oder 1956 handelt. Jean Cocteau hat den Jahrgang 1947 dekoriert, Braque zeichnete für 1955 verant­wortlich, Dali prägte 1958, Henry Moore 1964, Miro 1969, Chagall 1970, Kandinsky 1971, Picasso 1973, Warhol 1975, Arman 1981, John Huston 1982, Paul Delvaux 1985, Keith Haring 1988. In der Serie finden sich – vor Georg Baselitz, der den 1989er mit zwei Widdern und einer Anspielung auf die gefallene Mauer künst­le­risch anrei­cherte – bereits zwei deutsch­stämmige Künstler: Hans Hartung, geboren in Leipzig, hat das 1980er-Etikett entworfen sowie, weniger geläufig, Arnulf, geboren 1921 als Erich Stegmann in Darmstadt, der den 1950er gestaltete. Angeblich hat sich „Le Baron« auch von Horst Janssen ein Etikett gewünscht, aber der Exzen­triker soll, als der Rothschild pünktlich zum verein­barten Zeitpunkt bei ihm anrief, das Telefon ungerührt klingeln lassen haben. Das Honorar für die Künstler sind übrigens einige Kisten Mouton diverser Jahrgänge.

Beim Signieren der Etiketten

Die Tochter setzt die Erfolgs­ge­schichte fort: „Eine Familie, die Erfolg hat, ist eine Familie, in der jeder einzelne nicht seinen größten Beitrag in seiner Geburt sieht.“

Als Philippe de Rothschild am 20. Januar 1988 im Alter von 85 Jahren in Paris starb, übernahm Philippine, seine einzige Tochter, das Erbe, das sie im Geiste des geliebten Vaters wahrte und mit Schaf­fens­kraft, strammer Regie und autori­tärer Würde wie eine Königin­mutter von Mouton weiter voran führte.

Produk­ti­ons­stätten sind moder­ni­siert worden, sie schuf 1991 den „Aile d’Argent“, einen Weißwein, der auf Mouton-Weinbergen geerntet wird und seinen Namen einem Märchen verdankt, das der Baron geschrieben hatte. Drei Jahre später, 1994, kreierte sie den „Petit Mouton de Mouton Rothschild“, den neuen Zweitwein des Guts.

In Chile entstand in Partner­schaft mit Concha y Toro „Almaviva“, ein weiterer Premi­umwein. Im Languedoc wurde 1989 die „Domaine de Baron’Arques“erworben (2003 gab es den ersten Wein). Außerdem wurden Rebsor­ten­weine als neue Marken erschaffen und unter dem noblen Titel „Cuvée des Barons et Baronnes“ folgten regionale Borde­laiser Cuvées zwischen rot und edelsüß, jeweils einem Ahnen des Rothschild-Clans gewidmet.

Der Erfolg ist nachprüfbar, die Baronin verdop­pelte den Umsatz und erhöhte den Gewinn, gleichwohl übte sie sich in Koket­terie: „Ich habe keine Ahnung von Betriebs­wirt­schaft und will auch keine haben.“

Gewiß, sie hatte sich mit guten Beratern umgeben. Freunde rühmen als große Gabe ihren sicheren Blick für Mitar­beiter. Aller­dings forderte sie auch bedin­gungs­losen Einsatz und Loyalität – hierin dem Vater ähnelnd, dem sie freilich nicht in allen Punkten folgte. Ein Beispiel mag das symbo­li­sieren. Mit Francis Bacon, dem schwie­rigen Maler, hatte Baron Philippe ein Bild für einen Mouton-Jahrgang vereinbart, doch den Entwurf abgelehnt – er gefiel ihm nicht, das Sujet war ihm zu pessi­mis­tisch, zu krude. Als Philippine sich entschloß, das Bild für den 1990er auszu­wählen, frug Bacon, was sich geändert habe. Die Antwort der Baronin war klassisch: „Ich bin nicht mein Vater!“

Philippine de Rothschild mit Vater

Philippine lebte und dachte moderner als ihr Vater, der sich eher als Mann des 19. Jahrhun­derts fühlte. Wie er trug sie, die nicht viel auf Mode gab, gerne Ponchos, darunter einen im Leopar­den­muster. Anders als er aß sie während der Lese schon mal mit Ernte­helfern im Weinberg mittags Kartof­fel­suppe, Rindfleisch und Käse, wozu es in der Regel einen Mouton Cadet gab. Und sie verstand sich auf die Insze­nierung von Festen. Noch lange schwärmten die Teilnehmer vom Sommer 2003, als auf dem Gut das 150jährige Jubiläum des 1883 von Nathaniel de Rothschild gegrün­deten Château Mouton gefeiert wurde und 1 900 Gäste von 400 Helfern, darunter 80 Köche und 90 Somme­liers, nach dem Motto von Philippine de Rothschild – in Blau gekleidet mit einer Halskette aus großen, zu einer Rebe gefloch­tenen Perlen – bedient worden sind: „Ich möchte gerne, dass Sie, wenn Sie nach der Feier nach Hause gehen, sagen werden, es war schön.“

Rund 2 000 Spitzen­weine sind entkorkt worden, angeführt vom 2000er Mouton, und dazu hat Placido Domingo das tradi­tio­nelle „Chanson Mouton“ in die laue Luft geträllert. Am Abend danach hat die Baronin auch ihre 600 Beschäf­tigten nebst Partner zum Fest gebeten. Serviert worden ist das gleiche Menü mit den gleichen Weinen. Das hatte Stil – wie die fröhliche Grandezza, mit der sie uns Journa­listen den großen 1945er (die Flasche wird bis 20.000,- EUR gehandelt) ohne Ende hat einschenken lassen.

Philippine Mathilde Camille de Rothschild, inter­na­tional kurz als „the Baroness“ bekannt, kurz vor Ihrem Tod.

Am 23. August 2014, ist die langjährige Herrin auf Château Mouton-Rothschild im Alter von knapp 81 Jahren gestorben. Sie liebte das Leben, sie lebte für Mouton, die Kunst und den Wein („Ich trinke keinen Wein, der jünger ist als 15 Jahre!“). 

Philippine de Rothschild in Zitaten: »Wein ist keine Währung»

Über ihren Namen: „Wenn man Rothschild heißt, hat man, wie ich immer sage, mehr Pflichten als Rechte.“

Über die Familie: „Eine Familie, die Erfolg hat, ist eine Familie, in der jeder einzelne nicht seinen größten Beitrag in seiner Geburt sieht.“

Über den Wechsel vom Theater zu Mouton: „Mouton habe ich immer sehr geliebt. Schon als Kind habe ich dort die Ferien verbracht und alle Lesen mitge­macht. Von jetzt aus gesehen, kommt mir die Zeit am Theater fast wie ein Amüsement vor, denn ich mußte ja einen zweiten Beruf erlernen, als ich die Verant­wortung für das Haus Rothschild übernommen hatte, Übrigens behaupte ich nicht, Önologin zu sein, aber der Wein inter­es­siert mich natürlich sehr.“

Über Wein und Alter: „Aus Prinzip trinke ich keinen Wein, der jünger als fünfzehn Jahre ist.“

Über Mouton-Rothschild: „Der beste zu sein.“

Über Wein als Speku­la­ti­ons­objekt: „Von mir aus können die Menschen mit meinen Weinen machen, was sie wollen: Kaufen, speku­lieren, verkaufen. Aber am liebsten sind mir die, die ihn trinken.“

Über Wein-Snobismus: „Natürlich ist Qualität teuer, und es gibt auch Exzesse und schreck­liche Fälle von Wein-Snobismus, das ist Wahnsinn. Aber mein Vater hatte recht, wenn er sagte: »Wein ist Kunst.« “

Über Preise: »Die Preise sind derart unanständig in die Höhe speku­liert worden, dass es selbst mir keinen Spaß mehr macht. In erster Linie ist der Wein keine Währung, sondern Nahrung.“

Über Konkurrenz aus Übersee: „Ach, das ist wie im Theater: Es macht keinen Spaß, neben schlechten Schau­spielern auf der Bühne zu stehen. Solange die Weine gut sind, empfinde ich den Wettbewerb als spannende Heraus­for­derung.“

Über die Marken­weine: „Ich trage nun mal zwei Hüte: Einer­seits bin ich Château-Besit­zerin von drei klassi­fi­zierten Crus neben Zweitwein und jetzt auch dem weißen Aile d’Argent. Und dann sind wir auch Négociants mit Marken, aber doch ein bißchen anders als die anderen.“

Über ihre Trinklüste: „Wein ist durch nichts zu ersetzen. Ich trinke auch gerne mal Bier oder einen guten Whisky, aber der Wein ist die Basis.“

Über das Image von Wein: „Für junge Menschen und Einsteiger bieten wir ja auch Rebsor­ten­weine an. Die kann man ohne stunden­langes Degustier-Chichi einfach genießen. Ich trinke sie auch selbst.“

Die Baronin mit Ihren Söhnen Philippe (links) und Julien

Ihr Nachfolger wurde Sohn Philippe Sereys de Rothschild, der lange auf diese Berufung warten mußte. Aber sein Wirken ist eine neue Geschichte, die im nächsten Teil beschrieben wird.

 

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