Tatatataaa! – der Schlagzeuger hat bei Beethovens populärster Sinfonie viel zu tun. Man sitzt im Konzertsaal und hat sich vorgenommen, diesmal nicht zu träumen oder banalerweise die Streicher in solche mit gut und schlecht geputzten Schuhen einzuteilen. Hingeben will man sich und berauschen lassen von der Musik. Aber hinterher verlangt die Seele nach einem Aufguss, und es darf als sicher angenommen werden, dass es “Mozartweine“ ebenso gibt wie „Wagnerweine“. Und zur expressiven, spannungsgeladenen Kraft der Fünften von Beethoven müsste entweder ein kapitaler Hermitage von der Rhone passen oder ein prachtvoller Portwein wie der 1955er von Taylor‘s.
Die These hat etwas für sich, dass Wein zur Musik erzieht und, umgekehrt, dass man durch Musik zum Wein hingeführt werden kann. Das Forellenquintett von Franz Schubert wird durch einen beschwingten Riesling von der Mosel ideal ergänzt. Auch Champagner lässt sich dazu genießen. Zur tiefgründigen Zauberflöte kann man sich gut einen reifen roten Burgunder vorstellen, denn kein anderer Rotwein verfügt über eine solche reich nuancierte Finesse wie ein großer Pinot noir. Eine Sinfonie von Schostakowitsch kann uns wiederum eine Ahnung von der Dramatik eines kapitalen Gewürztraminers aus dem Elsaß, aus Südtirol oder der Südsteiermark geben.
Aber was passt zur Fünften von Beethoven? Vielleicht, animiert vom „London Symphony Orchestra“ unter Mstislav Rostropowitsch, ein großer Portwein à la 1948er Taylor‘s oder 1970er Fonseca. Den Port wie die Sinfonie verbinden klare Strukturen und eine expressive, spannungsgeladene Kraft. Rostropowitsch, der nach einem Konzert in Bonn beim anschließenden Festmahl im Restaurant „Le Marron“ von einem Bewunderer einmal gefragt wurde, was er zu Mozart-Sinfonien bevorzuge, zögerte keinen Augenblick. “Rotwein“, sagte er, „Rotwein“. Freilich, Rostropowitsch würde auch zur Fünften von Schostakowitsch, zu der ein kapitaler Weißwein perfekt paßt, einen Roten trinken, ebenso wie zur Frosch-Arie aus der Fledermaus. Rostropowitsch trank nämlich am liebsten Rotwein. So einfach kann man sich das Leben inszenieren.
Freilich kann es passieren, dass man zu den ersten Takten von Brahms eine Rheingauer Riesling Spätlese einschenkt, trocken und erdig, doch in der Mitte spürt, es hätte besser ein Grand Cru aus Chablis sein sollen. Musik massiert das Gemüt, lässt es aber, wie Butter auf einer heißen Kartoffel, auch leicht hin- und herrutschen zwischen Euphorie und Schwermut. Das passende Getränk wird die von der Musik erzeugte Stimmung noch vertiefen, ins Heitere wie ins Melancholische. Mit Intellekt ist Musik sowieso nicht zu erfühlen, wohl jedoch so, wie es Anton Bruckner geraten hat: “Trinkts beim Wiener Heurigen an einem sternhellen Juniabend ein Viertel Grünen Veltliner, schauts auf die Glühwürmchen, horchts auf die Grillen – nachher wißt‘s, was ein Schubert-Adagio ist.“