Champagner-Steck­briefe von Ayala bis Veuve Clicquot

Karl-F. Lietz

Lesedauer: 20 Minuten

Ayala
Das in Ay residie­rende, in der breiten Öffent­lichkeit wenig bekannte Haus steht für solide Cuvées von weiniger Rasse. Der mit knapp acht Prozent Restzucker angenehm trockene Brut ohne Jahrgang ist geprägt von ca. 75 Prozent roten Trauben: voller Körper, frisch, harmo­nisch (ca. 24 Euro). Finesse zeichnet den langle­bigen Blanc de Blancs aus (Heublumen, Mineralien, Zitrus, Hauch Brioche), Eleganz die Jahrgangs­cuvée (ca. 75 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Chardonnay). 

Besserat de Bellefon
Sitz in Epernay. Das Flagg­schiff des Hauses, die Cuvée des Moines Brut, kompo­niert aus 43 Prozent Pinot Noir, 42 Prozent Pinot Meunier (Müllerrebe oder Schwarz­riesling im Deutschen), 15 Prozent Chardonnay, verbindet auf fast geheim­nis­volle Weise fruch­tiges Tempe­rament mit cremiger Fülle und Aromen wie Früch­te­gelee, Haselnuß. Delikater, ebenfalls von roten Trauben dominierter Rosé mit straffer Aromatik nach kleinen roten und schwarzen Früchten wie speziell Johan­nis­beere, flankiert von etwas Mandeln. Leise Zitrus­noten entströmen dem Blanc de Blancs mit seinem feinen Finale nach Aprikosen und einem Spritzer Honig. Keine malolak­tische Gärung. 

Billecart-Salmon
Residiert in Mareuil-sur-Ay. Elegante Stilistik von klarer, subtil nuancierter Art, lange lager­fähig. Der grazile Brut Reserve (30 Prozent Chardonnay) besticht durch leicht florale Noten mit Spur nach Mandeln. Über reiche Aromatik bei gleich­zei­tiger Finesse verfügt die Cuvée NF 1996 (60 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Chardonnay). Fein gewoben ist der 1996er Blanc de Blancs, der Rasse mit Anmut verbindet. 

Bollinger
Das vom Schwaben Jacques Bollinger in Ay gegründete Haus gehört zum Champagne-Hochadel. Die Special Cuvée, ein Brut o.J. (60 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Chardonnay, 15 Prozent Pinot Meunier), ist eine Klasse für sich: kraftvoll, dabei geschmeidig, feinwürzig, nachhaltig. Ein Monument aus bestem Jahrgang: 1997 Grande Année: kompakt und komplex (70 Prozent Pinot Noir, 30 Prozent Chardonnay). Dichte und tiefe Aromatik sowie eine elegante Textur und unbeschreiblich inten­siven Abgang kennzeichnet den R.D.1990. R.D. steht für spät degor­gierte, also von der Hefe befreite und markt­fähig gemachte Jahrgänge. Eine rare Spezia­lität ist der Vieilles Vignes Francaises aus über 100jährigen wurzel­echten Pinot Noir-Reben.

Vicomte de Castellane
Sitz in Epernay. Ausge­glichen und von weicher Stilistik ist der Brut o.J. „Croix Rouge“ (klassische Kompo­sition aus einem Drittel Chardonnay und zwei Drittel Pinot Noir sowie Meunier). Sanft­würzig mit frischen Noten nach Obst, Linden­blüte und einem Hauch Zitrus nebst Kräutern ist der Jahrgang 1998 (65 Prozent Pinot Noir, 35 Prozent Chardonnay). Noch deutlicher Pinot-geprägt (70 Prozent zu 30 Prozent Chardonnay) ist die Prestige-Cuvée namens Commodore: markante Aromatik, Noten à la kandierte Früchte, Haselnuß mit Einsprengseln von Gewürzen, Vanille und Honig.

Chartogne-Taillet
Kleines, sympa­thi­sches Winzerhaus in Merfy nahe Reims. Zunehmend präten­tiöse Stilistik mit Cuvées von klarer Fruch­tigkeit. Sehr brut, weil niedrig dosiert. Ein delikater Aperitif ist die Cuvée Sainte Anne (50 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Chardonnay, 10 Prozent Pinot Meunier),delikate Rasse zeichnet den Rosé aus, komplexe Textur hat die Prestige-Cuvée namens Fiacre Taillet (60 Prozent Chardonnay, 40 Prozent Pinot Noir): geschmeidige Fülle, zarte Röstaromen mit Hauch von Honig.

Deutz
Klare Stilistik – fruchtig, schlank, finessig – prägen die Cuvées des mittel­großen Hauses in Ay (knapp eine Million Flaschen pro Jahr). Nach kurzer Schwä­che­phase wieder ganz oben in der Qualität. Basis ist der Brut Classic, kompo­niert aus je einem Drittel Pinot Noir, Meunier und Chardonnay), ein feiner Aperitif. Rasse und Finesse kennzeichnet den 1996er Blanc de Blancs – ein Chardonnay-Juwel mit Brillanz. Vielschichtige Raffi­nesse ist die Haupt­tugend der „Cuvée William Deutz“ vom Jahrgang 1995 (55 Prozent Pinot Noir, 35 Prozent Chardonnay, 10 Prozent Meunier, ideal zu Kaviar und Meeres­früchten bis hin zu Sushi). Zu den feinsten Cuvées der Champagne zählt der „Amour de Deutz“: subtile Finesse macht jeden Schluck dieses Blanc de Blancs zu einem privaten Weltereignis.

Doquet-Jeanmaire
Firmiert seit kurzem unter „Champagne Pascal Doque“. Winzerhaus in Vertus. Erzeugt pro Jahr um die 125 000 Flaschen, mit Ausnahme des Rosé überwiegend lupen­reine Blanc de Blancs von brillanter Stilistik. Der grazil nuancierte Brut Grand Cru enthält Grund­weine aus besten Jahrgängen wie 1996 und 1997. Eine Pracht-Cuvée ist der 1990er Blanc de Blancs Premier Cru von 1990: Rasse und Finesse. 

Dom Perignon
Bis vor kurzem die Prestige-Cuvée von Moet et Chandon, jetzt eigen­ständig mit Sitz in der Abtei Hautvillers. Jahrgangs­cham­pagner in Weiß sowie Rosé. Sehr lange lager­fähig. Verbindet Reichtum mit Finesse. Heute noch ein Genuss sind Jahrgänge wie 1959, 1961, 1969, 1970, 1973, 1975, 1976, 1982, 1985, 1988, 1990. Der 1996er verfügt in reichem Maße über die für den Dom typische Kombi­nation von Kraft und Eleganz mit Aromen nach weißem Pfirsich, etwas kandierter Zitrone, Vanille, gebrannter Mandel und einem aparten Hauch von weißem Pfeffer. Ein strah­lender Dom. Es gibt keinen schlechten Dom Perignon, aber solche von leichter Struktur. Dazu gehört der 1992er mit seiner etwas oberfläch­lichen Aromatik nach Blumen, kandierter Pampelmuse, Gewürzen und einem Hauch von Linden­blüten. Typ leicht und fruchtig, für einge­fleischte „Dompi“-Fans fast seicht. Beim Rosé dominieren rote Früchte, flankiert von getrock­neten Aprikosen und zarten Noten à la Brioche mit einem Hauch von Muskat.

Duval-Leroy
Sitz in Vertus. Unter dem Leitmotiv „Fleur de Champagne“ werden Cuvées von schlanker und zugleich apart weiniger Art mit floralen und fruch­tigen Noten herge­stellt. Komplexe Finesse besitzt der 1995er „Femme de Champagne“, dominiert von Chardonnay (76 Prozent der Cuvée). Fein struk­tu­riert ist der Brut Premier Cru (75 Prozent Chardonnay), geschmeidige Fülle sowie kräftige Frucht­ak­zente zwischen Pfirsich, Zitrus, Vanille, Brioche und Haselnuss zeichnen den Blanc de Chardonnay aus. Aus 100 Prozent Pinot noir besteht der tradi­tionell erzeugte, von kleinen roten Beeren geprägte Rosé de Saignée mit seiner ätheri­schen Note.

Egly-Ouriet
Francis Egly, Winzer in Ambonnay, ist ein Gerechter des Weinbergs, der naturnah arbeitet und auch im Keller indivi­duell auf das Werden der Weine eingeht, die in kleinen Holzfässern und in Edelstahl­tanks ausgebaut werden. Sein Brut Tradition Grand Cru spiegelt aufs Treff­lichste die quasi weinge­wordene Philo­sophie dieses Mannes wider, der die Cuvées in der Regel unfil­triert und ungeschönt in Flaschen füllt – und versehen mit extrem niedriger Dosage von rund fünf Gramm pro Liter. Dieser goldgelb ins Glas fließende Champagner darf gefahrlos gerühmt werden: Das Bukett ist gleicher­maßen intensiv wie ziseliert, es lassen sich Noten von Boskop-Apfel und kandierten roten Früchten ausmachen, nebst einem zarten Gewürzton und etwas Hefe. Der frucht­dichte Körper gibt Noten von Apfel und Cavaillon-Melone frei, unter­stützt von einer zarten Säure. Kurzum: eine Cuvée, die Rasse mit Finesse verbindet.

De Saint Gall 
Das 1990 von der renom­mierten Genos­sen­schaft „Union Champagne“ gegründete Label hat sich im Kreis der noblen Marken etabliert. Die rund 2,2 Millionen Flaschen, die unter De Saint Gall erzeugt werden, sind stark geprägt vom Chardonnay, was sich natürlich auf den Stil auswirkt: feingliedrig bei gleich­zeitig gerad­linig und prägnant gebautem Frucht­körper. Brillante Frische mit floralen und von gelben Früchten bestimmte Aromen. Orpale, die Prestige-Cuvée, ist ein reinras­siger Blanc de Blancs, der bis zu elf Jahre im Keller reift und auf geradezu anmutige Weise die Klasse des Chardonnays dokumen­tiert.

J. CHARPENTIER
Champagner im Blut – seit fünf Genera­tionen widmet sich die Familie J. Charpentier leiden­schaftlich der Produktion von erstklas­sigem Champagner. Das komplett selbst­ständige Weingut aus Villers sous Châtillon setzt dabei vom Anbau bis zur Vinifi­kation auf die eigenen Stärken: tiefgrei­fende Erfahrung und ständiger Demut gegenüber der Natur.Diese beiden Faktoren sind sozusagen die Hefe auf der die Philo­sophie der Familie seit der Gründung durch Pierre Charpentier im Jahr 1920 gärt. Heute führen Claudine und Jacky Charpentier gemeinsam mit ihren Kindern Jean Marc und Marie-Pierre die Geschicke des Weinguts und beschwören den Geist ihres Erbes mit jeder neuen Flasche von Champagne J. Charpentier.

J.M. Gobillard 
Die Cuvées des in Hautvillers ansäs­sigen Hauses sind geprägt von gleicher­maßen komplexer wie klarer und vertikal angelegter Stilistik. Rasse verbindet sich mit kompakter Frucht und Finesse. Das Gros der Trauben für die Jahres­pro­duktion von rund 250 000 Flaschen stammt von eigenen Weinbergen. Die Cuvée Tradition ist der Basis-Brut, kompo­niert aus je einem Drittel Pinot Noir, Pinot Meunier und Chardonnay: grazil, frucht­betont, delikat. Bei der 2005 Cuvée Prestige dominiert der Chardonnay mit 60 Prozent (plus 40 Prozent Pinot Noir): kraftvoll, tiefgründig, gerad­linig, schlank struk­tu­riert. Beeren­fruchtige und cremige Finesse kennzeichnet den Rosé mit der diskreten lachsrosa Farbe. 

Gosset
An hoher Qualität und Tradition orien­tiertes Haus in Ay (rund 800 000 Flaschen pro Jahr); macht kräftigen Champagner von weiniger, dicht­fruch­tiger Art mit Rasse und Eleganz. Ausge­zeichnet die komplexe und raffi­nierte „Grande Reserve“, die deutlich eine Stufe über dem normalen Brut angesiedelt ist. Die Prestige-Cuvée heißt „Célébris“: weinig betont, kraftvoll und geschmeidig, lange lager­fähig. Sehr delikat ist auch der pracht­volle Célébris Rosé. Das Haus vermeidet strikt die malolak­tische Gärung (Malo), also die Umwandlung der kernigen Äpfel­säure in die weiche Milch­säure, was den Cuvées ihr Tempe­rament und die besondere fruchtige Frische verleiht, in der Jugend freilich auch eine rassige Säure.

Alfred Gratien
Unter Kennern hochan­ge­se­henes kleines Famili­en­un­ter­nehmen mit Sitz in Epernay (Jahres­pro­duktion zwischen 150 000 und 200 000 Flaschen). Die Jahrgangs­cuvées (Millésime) und der Paradis benötigen Zeit bis zum Höhepunkt. Beson­der­heiten: erste Gärung im kleinen Holzfaß, Unter­binden der Malo, hoher Anteil an Pinot Meunier, lange Lager­fä­higkeit. Blumig und lebhaft ist der Brut Classique, ein Meisterwerk die weinige und raffi­niert kompo­nierte Cuvée Paradis (ca. 60 Prozent Chardonnay). Füllig, seidig, ein bisschen lieblich der Paradis Rosé (um die 65 Prozent Chardonnay).

Charles Heidsieck
Sitz in Reims. Cuvées von distin­gu­ierter Fülle. Groß ist der Aufwand für die Kompo­sition des Brut Réserve, für den der Keller­meister unter 300 Basis-Elementen wählen kann; der respek­table Anteil von bis zu 40 Prozent Reser­ve­weinen an dieser Cuvée (je ein Drittel Pinot Noir, Meunier und Chardonnay) erklärt die spezi­ellen, von getrock­neten Früchten, Honigbrot und Vanille geprägten Reifenoten. Der Zusatz „Mis en cave 2000“ signa­li­siert, daß die Cuvée in jenem Jahr zur zweiten Gärung, der eigent­lichen Champa­gne­ri­sierung, in den Keller gelegt worden ist (konse­quenter- und nachah­mens­wer­ter­weise wird auch das Datum des Degor­ge­ments angegeben, aus dem hervorgeht, wie lange die Cuvée auf der Hefe lagerte). Kraft, Rasse und Eleganz kennzeichnen die Millé­simés (60 Prozent Pinot Noir). Kraftvoll, reich, nobel gereift mit feinen Röstaromen und einem Hauch nach Mandeln öffnet sich „Charlie“, die geschmeidige, sinnliche Prestige-Cuvée.

Piper Heidsieck
Der Stil des in Reims ansäs­sigen Hauses hat sich im letzten Jahrzehnt gewandelt. Die ursprünglich eher spröden Cuvées haben an Fülle zugelegt, sind zudem etwas komplexer geworden, haben jedoch in der großen Linie die klassische Piper-Note behalten: die gerad­linige Fruch­tigkeit mit gefäl­ligem Schmelz. Bei Charles Heidsieck setzt man auf den erfah­renen Kenner, mit Piper will man eher die Jugend begeistern. Die jahrgangslose, von roten Trauben dominierte Cuvée Brut (55 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Meunier) bietet würzige Frische und eignet sich gut als Tisch­partner. Die Cuvée Rare (etwa 65 Prozent Chardonnay, 35 Prozent Pinot Noir) hat einen vollen Körper und verbindet elegant Frucht mit Würze.

Henriot
Residiert in Reims, ist Spezialist für Blanc de Blancs. Der Souverain Brut hat sanft­würzige Frische und Harmonie; guter Tisch­partner (60 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Chardonnay). Florale sowie zitrus­artige Töne prägen den finessigen Blanc Souverain aus 100 Prozent Chardonnay. Floral, zartwürzig, minera­lisch in der Aromatik, seidig in der Textur ist der Vintage (48 Prozent Chardonnay, 52 Prozent Pinot Noir). Kandierte Früchte nebst süßlichen Gewürz­noten und einem Hauch von Brioche kennzeichnen die auf strenge Art elegante Prestige-Cuvée Enchan­teleurs 1988 (56 Prozent Chardonnay, 44 Prozent Pinot Noir).

Jacquart
Firmensitz dieser Genos­sen­schaft mit rund 800 Winzern und entspre­chend weit gefächertem Weinbergs­besitz ist Reims. Die Standard-Cuvée Mosaique Brut (50 Prozent Chardonnay, 35 Prozent Pinot Noir, 15 Prozent Pinot Meunier) hat fruchtige Rasse. Der Mosaique Blanc de Blancs mit seiner vielschich­tigen Aromatik nach Zitrus­früchten, Blüten, Nüssen und leicht gerös­tetem Weißbrot passt gut zu Meeres­früchten. Fruchtig mit fleischiger Note und etwas üppig nach roten Waldbeeren nebst Gewürzen präsen­tiert sich der Mosaique Rosé 1998 (35,5 Prozent Chardonnay, 36 Prozent Pinot Noir, 17 Prozent Pinot Meunier, 11,5 Prozent Pinot Noir als Rotwein für die Dosage). Kraft und Eleganz kennzeichnen den Brut de Nominée (je 50 Prozent Chardonnay und Pinot Noir) mit seiner cremigen Reife, einer Mitgift der Reser­ve­weine.

Krug
Klassiker des musku­lösen, weinigen und dabei hochele­ganten Stils mit Sitz in Reims. Exzel­lente Lager­fä­higkeit. Collection-Krugs wie 1959, 1961, 1962, 1964, 1969, 1973, 1976, 1982 sind wahrhafte Giganten. Sehr gut und sehr teuer ist der „Clos de Mesnil“, ein Lagen-und-Jahrgangs-Chardonnay seit 1979, dem Erstling. Trocken, reich an Aromen und von schlanker Finesse ist der Rosé, der 1983 seine Premiere hatte und laut Rémi Krug ein „gastro­no­mi­scher Rosé“ sein soll. Das Flagg­schiff des Hauses ist die Grande Cuvée (ca. 50 Prozent Pinot Noir, 30 Prozent Chardonnay, 20 Prozent Meunier): sehr gut mit weiniger Fülle, vielschich­tiger Struktur und perfekt balan­ciertem Körper, aber auch teuer, gemessen an Cristal, Dom Perignon, Comtes de Champagne – und es kommen einem immer noch, wenn auch selten, überla­gerte Flaschen unter. Schon eine Legende: 1990 Krug, ein Meisterwerk im Zusam­men­spiel von Natur und Mensch (40 Prozent Pinot Noir, 23 Prozent Meunier, 37 Prozent Chardonnay, ca,. 150 Euro). Reich nuancierte Aromatik, voller und zugleich elegant struk­tu­rierter Körper, seidige Textur, langer Nachklang, großes Potential. Besonders ideal in der Magnum. Verzicht auf malolak­tische Fermen­tation. Noch immer ein Hochgenuß: der 1928er!

LALLIER
Das Champa­gnerhaus LALLIER liegt in Aÿ im Herzen der Champagne. Aÿ, berühmt für seine hervor­ra­genden Premier- und Grand Cru-Lagen und seine außer­ge­wöhn­lichen Champagner, liegt zwischen Montagen de Reims und der Côte de Blancs. LALLIER ist der größte Produzent von Grand Cru Champagnern.Francis Tribaut kaufte das Champagner-Haus im Jahr 2004 und hat seit der Übernahme keine Mühen und Kosten gescheut, das Haus LALLIER zu moder­ni­sieren und quali­tativ mit an die Spitze der Champagne zu führen. Als allei­niger Eigen­tümer hat Francis die völlige und unabhängige Entscheidungsfreiheit.2016 erfolgt ein neuer Meilen­stein innova­tiver und quali­ta­tiver Schaf­fens­kraft. Die Kreation der Série – R ist eine Revolution in der Champagne. LALLIER ist das einzige Haus, welches den Jahrgang als Basis der Cuvée auf das Fronte­tikett schreibt. Diese Trans­parenz ist einzig­artig in der Champagne.Série – R, das R steht für „Récolte“ oder Ernte und zeigt den aktuellen Jahrgang, der mit ca. 80 % in der Cuvée die Grundlage bildet. Als Reserve-Wein dienen Grund­weine aus den besten Jahrgängen. Diese Philo­sophie ist sehr trans­parent und verlangt nur die beste Trauben­qua­lität. Es ist selten, dass man die Typizität eines Jahrgangs in einem Champagner schmecken kann. Diese findet man nur bei den deutlich teureren Jahrgangs­cham­pa­gnern, den sogenannten „Millé­simes“. Francis verfügt über 40 Hektar Rebflächen in den besten Premier- und Grand Cru-Lagen. Ca. 85% der Grund­weine stammen aus den Grand Cru Lagen. So kann er in jedem Jahrgang auf die besten Quali­täten zurück­greifen. Für die Champagner der Série – R werden ausschließlich Chardonnay und Pinot Noir verwendet. Auch der Einsatz eigener Hefen, selek­tio­niert aus der Top Chardonnay Grand Cru-Lage in Aÿ „Clos de l’Oridon“, spiegelt das Terroir und den Jahrgang perfekt wieder. Bei LALLIER werden die einzelnen Parzellen separat vinifiziert.Generell wird nur eine geringe Versand­dosage verwendet, um die Frische und Minera­lität zu bewahren. Neben der Série – R finden wir auch einen „Brut Nature“ komplett ohne Versand­dosage und einen „Extra Dosage“ mit mehr Frucht und leichter Süße.Mit den Jahren kann sich der Champa­gner­ge­nießer seine eigene „Jahrgangs­bi­bliothek“ oder auch „Œnothèque“ genannt, aufbauen und die verschie­denen „Récoltes“ mitein­ander vergleichen. Gestartet wird mit dem R.012. Darauf werden später der Série – R.013 und R.014 und weitere Jahrgänge folgen.Blanc de Blanc und RoseDer „Blanc de Blancs“ kommt nicht nur in einer neuen Ausstattung daher, er ist auch noch einmal feiner, gerad­li­niger und eleganter geworden. 100 % Chardonnay aus den besten Grand Cru-Lagen aus Aÿ, eigentlich ein Rotwein­gebiet, und der Côte de Blancs verleihen diesen Champagner eine reich­haltige Struktur und volle Aromen.Jeder Rosé-Champagner in Frank­reich ist einzig­artig. Die Beson­derheit der Rosé von LALLIER liegt in der gemein­samen Mazer­ation der Pinot Noir- und Chardonnay-Trauben aus Grand Cru-Lagen. Dies macht ihn sehr fein und anspre­chend, und er ist daher ein perfekter Aperitif-Champagner.Millésime und Cuvée Ouvrage:Der Jahrgangs­cham­pagner wird nur in den besten Jahren der Champagne erzeugt, aber auch nur dann, wenn Francis Tribaut von der Qualität absolut überzeugt ist und der Champagner Reife­po­tential besitzt. Der „Millésime“ reift mindestens 60 Monate in den alten Keller­ge­wölben und wird erst dann degor­giert. Dieser Jahrgangs­cham­pager braucht unbedingt Luft und sollte recht­zeitig vor dem Genuss geöffnet werden.Dies gilt auch für die Premium-Cuvée Ouvrage: Das „Meister­stück“ von Francis Tribaut. Diese Cuvée ist durch die spezielle Lagerung mit Natur­korken und Agraffe etwas Beson­deres. 70 % der Pinot Noir-Trauben kommen aus den Grand Cru-Lagen rund um Aÿ und 30 % der Chardonnay-Trauben kommen aus Avize und Cramant, den Top-Lagen für Chardonnay.

Lanson
Das in Reims ansässige Haus war berühmt für seine Cuvées von rassiger Finesse – das Ergebnis hochwer­tiger Basis­weine sowie der Verzicht auf die Malo. Doch in den frühen 90ern, wohl bedingt durch mehrere Besit­zer­wechsel, ermüdete die Rasse. Nun scheint es wieder aufwärts zu gehen, beläßt der neue Lanson-Inhaber der tradi­ti­ons­reichen Marke ihre Eigen­stän­digkeit. Als Klassiker im Hause gilt der Black Label (50 Prozent Pinot Noir, 35 Prozent Chardonnay, 15 Prozent Meunier), ein Brut von lebhaft herber Frische. Nach wie vor über grazile Finesse verfügt der Brut Rosé mit seinem delikaten Bukett nach roten Beeren und ein bißchen Rose (53 Prozent Pinot Noir, 32 Prozent Chardonnay, 15 Prozent Meunier). Rasse und heiteren Charme besitzt der Blanc de Blancs, ein delikater Aperitif und ideal zu Meeres­früchten. Kraft und Eleganz vereint die komplex struk­tu­rierte Noble Cuvée Brut mit Jahrgang (71 Prozent Chardonnay, 29 Prozent Pinot Noir), der quasi wieder­ge­borene Archetyp des Lanson-Stils.

Larmandier-Bernier 
Winzer­keller in Vertus. Pierre Larmandier pflegt seine Weingärten nach biody­na­mi­schen Grund­sätzen. Der Brut Blanc de Blancs aus Premier Cru-Lagen verkörpert den finessigen Stil des Hauses signa­turhaft: feines und komplex geschich­tetes Bukett, geprägt von weißen Mandeln und etwas Brioche, runder Frucht­körper von geschmei­diger Fülle und angenehm cremiger Dichte. 

Laurenti 
Das in Les Riceys 1923 vom Großvater gegründete Weingut wird von den drei Brüdern Laurenti arbeits­teilig geführt. Der Stil des Hauses ist geprägt durch Harmonie und milde Finesse. Die Cuvées sind schlank, nicht mächtig angelegt oder gar breit, eine sanfte Säure bei einem durch­schnitt­lichen Anteil an Restzucker zwischen 10 und 12 Gramm pro Liter sorgt für einen geschmei­digen Körper. Die in Barriques ausge­baute Grande Cuvée Tradition, bestehend aus 70 Prozent Chardonnay und 30 Prozent Pinot Noir, ist quasi die Prestige-Cuvée und erfreut durch sehr feines, Perlage genanntes Mousseux sowie eine gute Balance zwischen Säure und Süße. Golden fließt der Champagner und verbreitet im Nu einen Duftmix aus Apfel, grünen Feigen und etwas Kandis nebst Honig­kuchen sowie Vanille, der Mitgift des Holzes. Das Bukett des rubin­far­benen Rosé ist fein geschichtet nach getrock­neten Walderd­beeren und etwas Birne, geschmacklich wirkt er weich, ja gefällig, doch verfügt er auch über Finesse.


Laurent-Perrier
Fülle und Rasse kennzeichnen die Stilistik des – östlich von Epernay – in Tours-sur-Marne inmitten von Weinbergen residie­renden Hauses. Spitze ist der „Grand Siècle“, ein weiniger Champagner der klassi­schen Art, der 1957 sehr zum Erstaunen der Champagne-Welt als jahrgangslose Prestige-Cuvée kreiert worden ist – aufgrund der Philo­sophie, dass durch den Verschnitt von Weinen aus drei großen Jahren (die Premiere bestand aus 1952, 1953 sowie 1955) ein attrak­ti­veres Ergebnis zu erzielen sei. Inzwi­schen gibt es in außer­ge­wöhn­lichen Jahren auch einen Jahrgangs-Siècle. Sehr gut sind die tradi­tionell nur aus Pinot noir erzeugten Rosés. Dabei werden die Farbe enthal­tenen Trauben­schalen mit der Maische in Kontakt gebracht; weitgehend üblich ist ansonsten die Farb-und Geschmacks-Dosage mittels fertigem Rotwein. Grandios und vielleicht der weltfeinste Rosé ist der „Grand Sièc1e Alexandra“, übrigens 1987 vom 82er-Jahr erstmals zur Hochzeit von Alexandra, der Tochter des damaligen LP-Chefs Bernard de Nonan­court, geschaffen und der erste LP-Rosé mit etwas Chardonnay in der Cuvée. Eine weitere Spezia­lität ist der 1981 präsen­tierte Ultra-Brut, ein undosierter Champagner von absolut trockenem Geschmack, wie er bereits Ende des 19. Jahrhun­derts vor allem englische Lords beglückte. Das Aushän­ge­schild ist der jahrgangslose Brut L‑P: kraftvoll, weinig, rund mit würzigen, fruch­tigen und leicht toastigen Elementen (ca. 45 Prozent Chardonnay, 40 Prozent Pinot Noir, 15 Prozent Meunier). Vollmundig, rund, cremig und von zarter Würze ist der 1995er (halb Chardonnay und Pinot Noir), reich, weinig, delikat und nachhaltig präsen­tiert sich der Grand Siècle „La Cuvée (rund 55 Prozent Chardonnay, 45 Prozent Pinot Noir).

R & L Légras 
Solide kleine Famili­en­kel­lerei in Chouilly, die Hausmarke von Franz Keller, Schwarzer Adler in Oberbergen. Cuvées von klarer Frucht und Finesse. Ein Blanc de Blancs von minera­li­scher Rasse für Liebhaber ist die Cuvéee Saint-Vincent mit Jahrgang: Helles Gold, animie­rendes Bukett nach Blüten, Mineralien nebst Zitrus-Tönen und einem zarten Hauch von frischem Brioche. Markant und fein struk­tu­riert, sehr guter Essens­partner, speziell für Vorspeisen und Fische.

Mailly 
Diese renom­mierte, 1929 von Winzern gegründete kleine Genos­sen­schaft mit einer Jahres­quote von rund einer halben Million Flaschen arbeitet indivi­duell und auf hohem Niveau. Die Cuvées sind deutlich von roten Trauben geprägt, gipfelnd im Blanc de Noirs, einer 1988 einge­führten Rarität, reinsortig aus 100 Prozent Pinot Noir gekeltert: dicht gewoben, kompakt und konzen­triert, feinge­würzig mit Aromen nach roten Früchten, Apfel­quitte, Vanille. Ein großer Champagner, der fleischige Kraft mit seidiger Eleganz verbindet. Charak­tervoll sind auch die anderen Sorten wie der besonders brut angelegte „Extra Brut“ (75 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Chardonnay), der klar struk­tu­riert ist und mit seiner reich ziselierten Aromatik nach getrock­netem Obst, weißer Mandel, Nüssen und Zitrus­früchten nebst einem aparten Hauch von leicht angerös­tetem Brioche begeistert. Ein Purist der Extra­klasse, etwas für Kenner! Über cremige und zugleich rassige Finesse verfügt auch der lachs­farbene 2005 L’Intemporelle Rosé (60 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Chardonnay): rote Beeren vereinen sich mit floralen Noten und gelbem Steinobst nebst einer diskreten zitrus­ar­tigen Tönung zu einem raffi­nierten Aromen­bündel von bezau­bernder Finesse.

Henri Mandois
Das seit über hundert Jahren in Pierry ansässige Famili­engut mit 35 Hektar Weinbergen (davon sind 23 Hektar mit Chardonnay bestockt) erzeugt im Jahres­schnitt 400 000 Flaschen eines klar struk­tu­rierten Champa­gners von komplexer und zurück­haltend dosierter Art (die Dosage beträgt im Schnitt um die acht bis neun Gramm pro Liter). Chef des Hauses ist Claude Mandois, der von franzö­si­schen Somme­liers 2003 zum „Winzer des Jahres“ gewählt worden ist. Vom Reserve Brut (40 Prozent Chardonnay, je 30 Prozent Pinot Noir sowie Meunier) über den Blanc de Blancs und den Millésime Brut 2001 (60 Prozent Pinot Noir, je 20 Prozent Meunier sowie Chardonnay) bis zum Victory Brut 2000 (ein reiner Chardonnay) und der aus alten Rebstöcken gewon­nenen „Cuvée Spéciale Victor Mandois“ als Prestige-Cuvée zieht sich faden­gleich der Stil des Hauses, gekenn­zeichnet durch Frische, Komple­xität und Finesse.

Moët & Chandon
Wenn es einen Platz­hirsch in der Champagne gibt, dann ist es Moet & Chandon in Epernay. Trotz seiner Größe (die Jahres­pro­duktion liegt bei schät­zungs­weise 25 Millionen Flaschen) erzeugt das Haus dank seiner Finanz­kraft, des umfang­reichen Weinbergs­be­sitzes, der techni­schen Ausstattung und vor allem dank seiner exzel­lenten Önologen durchweg Weine von achtbarer bis ausge­zeich­neter Qualität. Der Brut Imperial, in der Regel kompo­niert aus je einem Drittel Chardonnay, Pinot Noir sowie Meunier, ist eine ziemlich zuver­lässige Cuvée, füllig, weich und ausge­wogen struk­tu­riert, doch besteht notwen­di­ger­weise in den letzten Geschmacks­nu­ancen eine Abhän­gigkeit von der Güte desje­nigen Ernte­jahres, das den Haupt­anteil der Cuvée bildet. Der Keller­meister kann wohl gewisse Uneben­heiten eines kleinen Jahrgangs durch das Mischen mit besseren Grund- und Reser­ve­weinen ausgleichen, doch natur­gemäß nicht total beheben. Brut ler Cru: sozusagen die noble Schwester des normalen „Brut Imperial“. Die Trauben stammen aus Premier Cru-Lagen. Eigen­schaften: frisch, animierend mit floralen Noten, flankiert von Zitrus­tönen und einem Hauch von Brioche. Rund, finessig. Fraglos große Klasse haben die Jahrgangs-Cuvées (40 Prozent Chardonnay, 35 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Meunier): Verfüh­re­ri­sches Bukett, Trocken­blumen und Kernobst (Aprikose) nebst den für Moet typischen Aromen nach Gewürzen und leicht gerös­tetem Weißbrot. Kräftige Struktur, nachhaltig. Es lohnt sich, die Jahrgangs­cuvées noch einige Zeit bei sich nachreifen zu lassen. Die Vintages haben generell eine exzel­lente Lager­fä­higkeit, was nicht nur für formi­dable jüngere Jahrgänge gilt; selbst 1985, 1982, 1976, 1969, 1964 und sogar 1959 vermögen noch durch ihre grazil gereifte Finesse zu faszi­nieren. Ein herrliches Aromenmix aus Orangen, Schokolade, Vanille und zart nach Strauch­blüten sowie Johan­nis­beere bietet der 1998 Vintage Rosé (43 Prozent Pinot Noir, 35 Prozent Chardonnay, 22 Prozent Meunier). Dieser Rosé beginnt mit einem starken ersten Schluck und endet harmo­nisch in einem fruch­tigen Crescendo-Finale.

Nicolas Feuil­latte
Flaschen­mil­lionär in Chouilly (Jahres­pro­duktion um die 8,3 Millionen Bouteillen) mit weit gefächertem Sorten­pro­gramm. Neben einer indivi­duell angelegten Grand Cru-Serie à la Ambonnay, Cramant, Ay, Chouilly, Verzy, Le Mesnil sowie einem brillant strah­lenden Blanc de Blancs reüssiert die Genos­sen­schaft mit einer „Palmes d’Or“ getauften Presti­ge­cuvée in Weiß und Rosé von eleganter Stilistik – der 1998er in Weiß sowie der 2003er als Rosé tänzeln wie ein Fred Astaire elegant, charak­ter­stark und finessig über die Zunge.

Joseph Perrier 
Im Jahre 1825 gegründet und seither in Chalons-sur-Marner ansässig, zählt das Haus zu den großen Unbekannten (Jahres­pro­duktion um die 600 000 Flaschen). Kenner wissen freilich um die hohe Güte der Cuvées vom Royale Brut über den Blanc de Blancs und den Rosé bis zum Millésime 1999 (49 Prozent Chardonnay, 43 Prozent Pinot Noir, 8 Prozent Meunier). Der Stil ist geprägt von den roten Pinots aus hausei­genen exzel­lenten Lagen, die Cuvées glänzen durch fein ziselierte Frucht und Eleganz, sie sind großzügig und ausge­glichen bei komplexer Aromatik. 

Perrier Jouet 
Inter­na­tional populär wurde das 1811 in Epernay gegründete Haus vor allem durch die Cuvée Belle Epoque in der 1902 vom Jugend­stil­künstler Emile Gallé kreierten Flasche mit dem swingenden Anemonen-Motiv. Michael Budin, der langjährige Chef des Hauses, versierte Verkoster und passio­nierte Liebhaber des Jugend­stils, hat in Epernays Avenue de Champagne ein Jugend­stil­museum einge­richtet (mit einem Speisesaal von Majorelle, Objekten von Gallé, Daum, Müller & Co). Der Stil ist gekenn­zeichnet durch füllige, weinig akzen­tu­ierte Frucht. Der Grand Brut präsen­tiert sich mit Noten von Blüten und weißem Pfirsich nebst etwas Zitrus und einem cremigen Hauch von Brioche. 

Philip­ponnat
Ein kleines feines Haus in Mareuil-sur-Ay, das pro Jahr maximal eine halbe Million Flaschen erzeugt. Der Stil ist eine gelungene Mischung aus körper­reich, weinig und finessig mit trockenem Akzent. Brut Royal Réserve ( 60 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Chardonnay, 15 Prozent Meunier): intensive und zugleich grazil nuancierte Aromatik aus Zitrus, Nuß, Apfel und Gewürzen, fein balan­ciert – idealer Partner zu Kaviar und Meeres­früchten. Brut Réserve Rosé (65 Prozent Pinot Noir, 25 Prozent Chardonnay, 10 Prozent Meunier): leicht verspieltes Bukett nach roten Johan­nis­beeren, Trocken­früchten (Aprikose) sowie einem aparten Hauch von Rosen; herbfi­nessig am Gaumen. Das Prunk­stück des Hauses ist der „Clos des Goisses“, eine ummauerte Spitzenlage, deren beste Leseer­träge – um die 15000 bis 20 000 Bouteillen – für die Prestige-Cuvée gleichen Namens genutzt werden. Goisses ist übrigens das alte Dialektwort für schwierig, und so ist es auch: die am Dorfrand von Mareuil-sur-Ay aufra­gende Steillage ist schwierig zu bearbeiten..

Pol Roger
Klassiker aus Epernay. Fruch­tiger Stil, klar in der Struktur, elegant. Dicht in der Aromatik und von tiefem Gewebe bis wuchtig im besten Sinne ist die Prestige-Cuvée „Sir Winston Churchill“, einer der besten Champagner überhaupt. Der 1995er hat ein sugges­tives Bukett (Trocken­früchte, Brioche) und einen musku­lösen Körper, der Kraft und Eleganz aufs Nobelste mitein­ander verbindet. Diese Top-Cuvée, 1984 erstmals als Hommage an Churchill vom Jahrgang 1975 kreiert, ist lange haltbar und ein Ideal für Liebhaber des mächtigen fleischigen Stils. Die genaue Zusam­men­setzung der Rebsorten wird geheim gehalten, vermutet werden darf ein sehr hoher Anteil an Pinot Noir. Der jahrgangslose Brut besteht zu je einem Drittel aus Pinot noir, Chardonnay sowie Meunier: würzig, weinig, rassig, ausge­wogen mit angenehm diskreten Röstaromen, Hauch von Zitrus und sanftem cremigem Finale. Exzellent ist auch der Blanc de Blancs als Vintage: fein nuanciertes Bukett, fruchtig, grazile Struktur; hat Anmut und Rasse, ideal als Aperitif.

Pommery
Das in Reims in verkitschter Neogotik residie­rende Haus hat eine ebenso wechsel­volle wie teils besorg­nis­er­re­gende Geschichte hinter sich; vor allem der Verlust von wertvollen Weinbergen, dem großen Kapital jeder Kellerei, ist praktisch unersetzlich. Etliche Besit­zer­wechsel: 1979 erwirbt die Familie Gardinier die Kellerei; 1984 steigt der Danone-Konzern ein; 1991 die Luxus­gruppe LVMH mit Moet & Chandon; schließlich erwirbt Vranken das Objekt. Früher, unter Prince Alain de Polignac, dem gerechten Önologen, war der Pommery-Stil ein Genuß für Kenner: vertikal anstelle von breit, finessig anstelle von wuchtig – und bei aller Grazie dennoch komplex in der Aromatik, von tiefem Geschmack und langlebig obendrein. Diese Tugenden gelten heute am ehesten für die Prestige-Cuvée namens Louise. Gleiches gilt für die Louise Rosé. Die Grund­weine für die Cuvée stammen aus besten Lagen, 60 Prozent sind Chardonnay, 40 Prozent Pinot Noir.

Louis Roederer 
Das Haus für Eleganz, ansässig in Reims. Der „Brut Premier“, dem noch Jean-Claude Rouzaud – der Vater des heutigen Firmen­chefs, Önologe und geniale Stratege – eine vierjährige Reifezeit verordnet hat, ist eine der besten Cuvées ohne Jahrgang, fein nuanciert, klar, frisch, fruchtig, rassig, animierend, jederzeit eine Freude zu trinken (rund 2/3 Pinot Noir und 1/3 Chardonnay). Groß ist der „Cristal“, die erste, 1876 für den Zaren kreierte Prestige-Cuvée in der trans­pa­renten Flasche. Ein Hochgenuss ist der inzwi­schen legendäre 1990er Cristal, ein Jahrhun­dert­cham­pagner. Gleich­falls Klasse haben 1993, 1995, 1996 sowie der 1997er: fein ziseliert, reich, vielschichtig, raffi­nierte Aromatik nach roten Beeren und Zitrus­früchten mit sanften Einsprengseln von Brioche; seidige Textur, hochelegant (55 Prozent Pinot Noir, 45 Prozent Chardonnay). Ein florales und weiniges Bukett nach Blüten, Aprikosen, Nuß, Weißdorn, etwas Zitrus und sanft gerös­tetem Weißbrot zeichnet den Blanc de Blancs mit Jahrgang aus, ein weiteres elegantes Kaliber im Programm von Roederer.

Ruinart
Das in Reims ansässige Haus hat nicht nur wunder­schöne, unter Denkmal­schutz stehende Kalkstein­keller aus gallo­ro­ma­ni­scher Zeit (die sogenannten „Crayeres“). Es begeistert den Kenner auch durch feine Cuvées, die grazil in der Stilistik sind und zugleich fest im Geschmack. Die Cuvées sind deutlich vom Chardonnay geprägt. Rasse haben die „R“-Cuvées, Spitze ist der „Dom Ruinart“ als Blanc de Blancs sowie als Rosé. Der jahrgangslose “R“ de Ruinart (60 Prozent Pinot Noir, 40 Prozent Chardonnay) besticht bereits die Nase durch florale Noten (Rebblüten, Akazie, Linde), ergänzt durch obstige, würzige und sanft karamellige Töne; der Körper hat Fülle, wirkt frisch und ist ausge­glichen. Beim kürzlich kreierten Blanc de Blancs o.J. entzückt neben der trans­pa­renten Antik­flasche aus dem 18. Jahrhundert die sozusagen ruinart-typische Finesse, diese filigran gefächerte Aromatik nach Limonen, Aprikose und etwas Brioche nebst ein bisschen Honig. Der Ruinart Rosé wiederum hat eine intensive, gleichwohl subtil nuancierte Aromatik nach kleinen roten Beeren, einge­legten Früchten und ist ein nobler Tisch­partner (55 Prozent Pinot Noir, 45 Prozent Chardonnay). Das Nonplus­ultra ist freilich der „Dom“, ein Blanc de Blancs der Extra­klasse aus bestem Jahrgang: verhei­ßungs­voller Duft nach Blüten, Limonen, leisen Röstaromen und einem Hauch von Nußbutter, komplexe Aromatik, seidige Struktur, einfach bestechend fein in der Stilistik. 

Salon „S“
Das in der Belle Epoque vom reichen Pelzhändler Aimé Salon in der Chardonnay-Diaspora Mesnil sur Oger aus Liebha­berei gegründete Haus produ­zierte seinen Blanc de Blancs anfangs exklusiv für den lebens­lus­tigen Besitzer und dessen Freunde. Erst 1921 wurde Salon zu einem kommer­zi­ellen Unter­nehmen, doch eines hielt sich von 1905 bis heute: Unter dem schwung­vollen „S“ wird nur in sehr guten Jahrgängen und nur aus der Rebsorte Chardonnay ein Champagner erzeugt, der sozusagen seine eigene Prestige-Cuvée darstellt. Das kleine, inzwi­schen zu Laurent-Perrier gehörende Haus produ­ziert pro Jahrgang um die 100 000 Flaschen eines Blanc de Blancs von kraft­voller Art. Der Salon-Stil ist weinig und muskulös, in der Jugend wirkt die Cuvée durch den Verzicht auf die malolak­tische Gärung sehr tempe­ra­mentvoll. Typische Aromen für den jungen Salon sind Heublumen, Apfel, Linden­blüten, kandierte Orangen, Gewürze. Im Laufe der Reife entwi­ckeln sich Noten nach Vanille, Nüssen, auch Malz und Brioche. Besonders ausge­prägt ist die Langle­bigkeit von „S“, einer wahren Chardonnay-Essenz.

Taittinger
Taittinger, in Reims zu Hause, setzt auf geschmei­digen Stil. Die weltbe­rühmte „Collection“-Serie, bei der populäre Künstler die Flaschen als Luxus­produkt gestalten, angefangen mit Vasarely und fortge­führt von Arman, Lichten­stein, Hartung, Imai, Matta und anderen, ist schön fürs Auge, doch der Inhalt ist deckungs­gleich mit dem normalen Vintage. Prächtige Spitze ist der „Comtes de Champagne“, ein Blanc de Blancs der Sonder­klasse, der, 1950 erstmals aufgelegt, lange Jahre bis zum Höhepunkt benötigt. Jetzt perfekt sind 1996, 1995, 1990, 1988, 1986. Eigen­schaften: zart und fein ziseliertes Bukett (Vanille, Blüten, Zitrus­früchte, Nuß, Feingebäck). Komplexer Körper, reiche und zugleich subtil gefächerte Aromatik. Ein kleiner Teil der Grund­weine, um die vier bis sechs Prozent, wird in kleinen Fässern aus neuem Holz ausgebaut (Barriques); das festigt die Struktur und gibt der Cuvée zusätzlich eine aparte vanillige Würze. Der Brut Réserve (je 40 Prozent Pinot Noir und Chardonnay plus 20 Prozent Meunier) ist weich angelegt mit floralen Noten, etwas füllig, ausge­wogen. Der Brut Jahrgang (je zur Hälfte bestehend aus Pinot Noir sowie Chardonnay) hat ein delikat nuanciertes Bukett (Blüten, Äpfel, Nuß, ein bißchen Brioche), einen grazil struk­tu­rierten Körper, ist rund und finessig. Anmutig kreiert ist der Prestige Rosé (ungefähr 70 Prozent Pinot Noir, 30 Prozent Chardonnay). 

De Venoge
Sitz in Epernay. Der Brut Cordon Bleu, die Standard-Cuvée ohne Jahrgang, ist gegenüber früher stilis­tisch durch etwas mehr struk­tu­relle Dichte und geschmack­liche Markanz ein wenig modifi­ziert worden: 50 Prozent Pinot Noir, je 25 Prozent Meunier sowie Chardonnay (ca. 32 Euro). Eine Beson­derheit ist der Blanc de Noirs, der – im Gegensatz zum rein aus weißen Chardonnay-Trauben herge­stellten Blanc de Blancs – ausschließlich den Saft blauer Trauben aus Pinot Noir (80 Prozent) sowie Meunier (20 Prozent) enthält. Er hat eine goldgelbe Farbe mit leichtem rosa Schimmer und ist, mit seinen kräftigen Aromen nach getrock­neten Früchten, roten Beeren und der delikaten fleischigen Note, ein starker Charakter, gut passend auch zu Gegrilltem, zu Wildge­flügel, Pilzen und reifem Hartkäse à la Comté. Feinherb gibt sich der Rosé Brut mit Aromen nach Strauch­blüten, kleinen roten Beeren und Zitrus­früchten (60 Prozent Pinot Noir, je 20 Prozent Meunier sowie Chardonnay). Komplex und ausge­glichen mit sanften minera­li­schen, würzigen, nussigen und zitrus­ar­tigen Noten präsen­tiert sich der Cordon Bleu Blanc de Blancs mit Jahrgang. Die Prestige-Cuvée namens Champagne des Princes ist ein Blanc de Blancs, nur erzeugt in guten Jahrgängen und gefüllt in Kristall­flakons in Karaf­fenform mit langem Flaschenhals. Er ist von graziler Struktur. rassig und langlebig (der 1976er strahlt immer noch finessig).

Veuve Clicquot Ponsardin
Der Stil dieses kompro­misslos an hoher Qualität orien­tierten Hauses mit Sitz in Reims läßt sich mit wenigen Worten ungefähr so inter­pre­tieren: Frucht, Klarheit, tiefer Geschmack, Komple­xität, Finesse. Die Cuvées werden geschmacklich von den roten Trauben bestimmt, entscheidend ist ferner der Einsatz von hochwer­tigen Reser­ve­weinen sowie die lange Reifezeit der einzelnen Sorten (der Brut o.J. liegt bis zu vier Jahre im Keller). „Die Seele von Veuve Clicquot ist sein Weinberg“, sagte Jacques Peters, der langjährige Chefö­nologe und Spiritus rector der vor über einem Jahrzehnt einge­lei­teten Geschmacks-Reform, bei der sich das Haus von seiner altmo­di­schen, etwas betulichen Stilistik zugunsten einer zeitgemäß elegan­teren Linie verab­schiedete, die jedoch nicht als modisch mißver­standen werden darf. Der jahrgangslose Brut mit dem unver­wech­selbar gelben Etikett – deshalb auch „Carte Jaune“ genannt – ist von sanft­wür­ziger weiniger Art, vollmundig, cremig, rund und angenehm trocken wirkend (56 Prozent Pinot Noir, 16 Prozent Meunier, 28 Prozent Chardonnay). Ein delikates Bukett entströmt dem Rosé Reserve 1998 (58 Prozent Pinot Noir, 11 Prozent Meunier, 31 Prozent Chardonnay): Duftakkord aus roten Beeren und gelben Früchten (Walderd­beere, Johan­nis­beere, Pfirsich, etwas Birne) mit einem zarten Finale aus Feige und Feingebäck; fleischig-fruchtig im Geschmack, seidige Textur, langer, opulent zu nennender Nachklang. Die Prestige-Cuvée heißt sinnig – und zu Recht – La Grande Dame: eine Hommage an die legendäre Nicole-Barbe Clicquot, geborene Ponsardin, die nach dem Tode ihres geliebten Mannes im Jahre 1805 als gerade mal 27jährige die Führung des Hauses übernahm und sich mit sicherem Instinkt für Talente sowie Geschäfte als begab­teste der zahlreichen Champa­gner­witwen etablierte. La Grande Dame 1995: raffi­niertes Mix aus floralen und fruch­tigen Noten (à la Zitrus­früchte, frische Mandeln, weißer Pfirsich, Pampelmuse, Hauch von Berga­motte), üppig und zugleich geschmeidig mit graziler Stilistik, feinfruchtig, sehr finessig, halt Grande Dame mit mädchen­haftem Charme. Auch als Aperitif geeignet (62,5 Prozent Pinot Noir, 37,5 Prozent Chardonnay). Ein Rosé in Vollendung ist die La Grande Dame 1990: schon die ins Altrosa mit einem gräulichen Beiton hinein­spie­lende Farbe zeugt von der Klasse. Der Franzose vergleicht diese Farbe mit dem Auge des Rebhuhns. Aus dem Glas duftet es dezent nach Strauch­blüten und roten Beeren nebst einer zartbit­teren Mandelnote. Ein schlanker Champagner, wunderbar in seiner klaren Harmonie, kurzum ein Hochgenuß und ein Fest für sich; ideal zu Wildpass­teten, Ziegenkäse, fruch­tigen Desserts. Zarte Süße hat der „Rich Reserve“, ein halbtro­ckener Champagner als Wieder­be­lebung des lieblichen Stils auf hohem Niveau. Paßt sehr gut zu würzigen Speisen.

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