Die Frage nach dem Fettgehalt dominiert seit einigen Jahren häufig sogar die Frage, wie ein Käse denn schmecke. Das hat sicherlich den Grund, dass heutzutage mehr und mehr auf die schlanke Linie geachtet wird, aber auch den zweiten Grund, dass Milchfett, und gerade das Fett der Kuhmilch, recht schwer verdaulich und daher nur in Maßen wirklich genussvoll ist. Leider aber, und hier kommen wir zurück zum Genuss, ist Fett nun mal Geschmacks-träger. Kurzum: Ein fetter Käse schmeckt einfach besser als ein magerer.
Wie aber misst sich der Fettgehalt im Käse? Zur VergleichÂbarkeit der Käse hat man irgendwann die Maßeinheit „Fett in der TrockenÂmasse in %“ erfunden. Man versuchte dabei, den Fettgehalt aller Käsesorten, ob Frisch‑, Weich- oder Schnittkäse vergleichbar zu machen, indem man so tut, als würde man den Käse trocknen, also alles Wasser, was der Käse enthält, entziehen. Das übrig bleibende trockene Pulver würde dann so oder so viel Fett enthalten, je nachdem, wie viel Fett die UrsprungsÂmilch hatte.
Früher galt: Je fetter, desto teurer
Diese Art den Fettgehalt zu messen ist histoÂrisch so zu erklären: In früherer Zeit war maßgeblich, wie viel Fett die Milch und das daraus gewonnene MilchÂprodukt enthielt, denn dies war der Parameter für die qualiÂtative und auch die geldliche Wertigkeit des Käses. Je mehr Fett, desto hochwerÂtiger. Ergo brauchte man ein käsesorÂtenÂüberÂgreiÂfendes Maß für den Fettgehalt, das „Fett in der TrockenÂmasse“, auch um BetrüÂgeÂreien vorzuÂbeugen. Zum Beispiel, dass die Milch vor der Käsung entrahmt und aus dem Rahm Butter hergeÂstellt wurde; so hätte man ein und dieselbe Milch quasi zweimal verkaufen können. Heutzutage sind andere Parameter als der Fettgehalt mindestens ebenso wichtig und mitunter maßgebÂlicher für den Käsepreis: Milchart (Tierart), Herkunft (Bergmilch, Heumilch), Bio, handwerkÂliche Herstellung etc. heißen in unseren Tagen die GrundÂlagen für die Wertigkeit, der Fettgehalt gerät in den HinterÂgrund.
MilchÂmädÂchenÂrechnung
Oder sogar im Gegenteil: In unserer ernähÂrungsÂbeÂwussten GesellÂschaft ist ein hoher Fettgehalt sogar eher ein HindeÂrungsÂgrund, als ein QualiÂtätsÂmerkmal. Halbfette Käse (wenn sie denn schmecken) sind auf dem Vormarsch und werden am Tresen verstärkt nachgeÂfragt. Wenn mich ein Kunde, ängstlich auf seine Linie achtend, fragt, wie viel Fett der eine oder andere Käse denn enthalte, dann rechne ich ihm immer vor: Nehmen Sie ruhig einen fetten und leckeren Käse, wenn Sie den Käse nur halb so dick aufs Brot legen, enthält er auch nur halb so viel Fett …
Auf den folgenden Seiten finden Sie solche Käse, meine ganz persönÂlichen EmpfehÂlungen. Mit viel Fett und noch viel mehr Geschmack.
Wolf Wagener