Das nur 36 Kilometer lange Donautal Wachau ist eine Kultur- und Genusslandschaft ersten Ranges. Seit genau 25 Jahren ist die Wachau mit ihren weltberühmten Stiften Melk und Göttweig UNESCO Weltkulturerbe. Romantische Winzerdörfer sind die Heimat renommierter Weingüter. Die Kulinarik ist von feiner Qualität und die Einkehr im Zeichen von Glauben & Genießen ein beglückendes Erlebnis.
Was hier in steilen Hanglagen, nicht selten auf terrassierten Flächen im Schutze wärmespeichernder Trockensteinmauern gedeiht, das hat Weltklasseformat. Neben dem Wein in all seinen inspirierenden Fassetten, feilgeboten in urigen Heurigen-Buschenschaften oder bei Degustationen der Top-Winzer, gibt es mit der „Original Wachauer Marille“ einen weiteren exzellenten Genuss-Botschafter, der im romantischen Donautal eine ebenso dominante Hauptrolle einnimmt. Ohne ein Glas Marillenmarmelade, ohne eine Flasche Marillenlikör für den Verzehr daheim eingekauft, ohne einen Marillen-Knödel oder einen Marillen-Palatschinken vor Ort goutiert, wird man das Marillenland Wachau nicht verlassen. Doch nirgendwo schmeckt die orange-goldene Steinfrucht so verheißungsvoll wie hier in der Wachau, wo sie Kultstatus genießt und Kochkünstler und virtuose Brennmeister daraus geschmackliche Meisterwerke kreieren.
Uns zieht es in das „Gasthaus Jell“, ein herrlich nostalgisches Wirtshaus (Mitgliedsbetrieb der „Wirtshauskultur Niederösterreich“) am Hohen Markt von Krems. Laurent Amon kocht hier in 125-jähriger Familientradition eine bodenständig-feine Haubenküche, die bevorzugt auch auf die Verarbeitung von Innereien setzt. Die Genießer kommen von weit her, um Amons „Geröstete Nierndl´n im Veltlinerrahmsosserl mit Speck, Zwiebel und Petersilerdäpfel“ oder das „Geröstete Hirn mit Ei“ zu probieren. Wir lassen uns das „Ausgelöste Freilandbackhenderl mariniert in Kräuter-Zitronen Sauerrahm, mit Salatteller und hausgemachtem Kürbiskern-Aioli“ munden und gönnen uns ob der bevorstehenden nächsten Wachau-Etappe auch den Dessert-Klassiker im Gasthaus Jell, die seit 60 Jahren verlässlich auf der Karte stehende „Hauscrèmeschnitte“. Der 30 Jahre gereifte und von Großvater Amon destillierte Hausmarillenbrand ist ebenfalls eine Wucht.
Von Dürnstein aus reihen sich urige Winzerdörfer wie an einer Perlenkette aufgereiht aneinander. Weißenkirchen, Joching, Wösendorf, Spitz. Inbegriffe der Wein- und Genusskultur im Wachauer Tal der Donau. Granden der Weinkultur sind hier zuhause: Knoll, Hirzberger, Jamek und Donabaum und andere mehr. In den alten Lesehöfen der Klöster haben namhafte Restaurants und Wirtshäuser ihre Heimstatt kultivierter Gastlichkeit gefunden. Prachtvolle, repräsentative Bauten wie beispielsweise die „Hofmeisterei Hirtzberger“ im schmucken Weindorf Wösendorf, die von den beiden Vollblutgastronomen Hartmuth Rameder & Erwin Windhaber als Pächter mit Herzblut geführt wird. Ein Lieblingsplatz für Connaisseure. Der omnipräsente Gastgeber und Weinfex Rameder berät mit großer Sachkenntnis und Verve aus der sensationell bestückten Weinkarte, eine der besten der Alpen-Republik. Natürlich stehen die eigenen Weine aus der Winzerdynastie Hirtzberger im Fokus. Küchenchef und Patron Erwin Windhaber bereitet uns „Maibock mit Kohlrabi, Senf und Mangold“ zu. Formidabel das Gebotene, nicht minder erstklassig und passgenau ist der zum schussfrischen Wild kredenzte „2016er Grüner Veltliner Smaragd Kirchweg“ vom Weingut Franz Hirtzberger.
Auf der Weiterfahrt zum Stift Melk, dem barocken Wunder der Benediktiner, haben wir noch eine letzte Einkehr vorgesehen. Wir sind zu Gast bei Familie Prankl in deren fabelhaftem „Gasthof Prankl“ am Fuße der Ruine Hinterhaus. Im ehemaligen „Alten Schiffmeisterhaus“ kocht Küchenchef Daniel Petz eine grundehrliche und immer tadellose Jahreszeitenküche regionaler Prägung. Seine „Grammelknöderl mit Veltliner Kraut und Kümmeljus“ eilt der Ruf voraus, sie seien die besten in der Wachau. Auch für „Prankl´s Fischvariation mit Spargel-Risotto und geschmolzenen Paradeisern“ können wir nur schwärmen. Und dann wollen wir uns zum Abschluss unserer Wachau-Visite noch einmal geistig stärken und besichtigen das mächtige und weithin sichtbare Stift Melk (ebenfalls dem Weltkulturerbe Wachau zugehörig). Ein Höhepunkt zum Finale ist der Gang durch die Stiftskirche mit ihrer sakralen Ausstattung. Vorbei am gläsernen Sarg, in dem die sterblichen Überreste des Heiligen Koloman ruhen. Der irische Mönch soll hier Wunder bewirkt haben. Das mag gut möglich sein, denn die Wachau allein schon ist ein einziges Wunderwerk der Natur.
Eine ausführliche Reisereportage über die Genuss- und Kulturregion WACHAU ist nachzulesen im Sommerheft SAVOIR VIVRE