GORGONA  – der Wein der Knackis

Karl-F. Lietz

Lesedauer: 4 Minuten

Lamberto Fresco­baldi, Präsident von Marchesi Fresco­baldi, hat  auf der  letzten Gefäng­nis­Insel die erste Flasche des neuen Jahrgangs Gorgona 2024 entkorkt. Ein Ritual, das mittler­weile Tradition hat. Der Inselwein ist Symbol für Hoffnung und Freiheit und feiert mit dem neuen Jahrgang 2024 seine 13. Lese.

„Der Wein reist um die Welt und trägt so die Geschichte derer mit sich, die bei seiner Entstehung mitge­wirkt haben“, so Lamberto Fresco­baldi, Präsident von Marchesi Fresco­baldi. „Es ist nicht schwer, sich für die Arbeit im Weinberg und für den Wein zu begeistern. Und wenn dahinter ein Projekt wie dieses steht, können wir nur stolz darauf sein. Die Stärke von Gorgona sind die Häftlinge, die auf der Insel Weinbau­kennt­nisse erwerben können. Ein solches Resozia­li­sie­rungs­projekt hat positive Auswir­kungen auf die Gesell­schaft. Denn mit ihren erwor­benen Fähig­keiten können die Häftlinge nach Ableistung ihrer Strafe wieder leichter ins Arbeits­leben zurück­finden.“

Das Projekt, das 2012 durch eine Zusam­men­arbeit zwischen Marchesi Fresco­baldi und der Straf­voll­zugs­an­stalt von Gorgona ins Leben gerufen wurde, bietet Inhaf­tierten eine echte Chance auf gesell­schaft­liche Wieder­ein­glie­derung. In den letzten Monaten ihrer Haftstrafe arbeiten die Gefan­genen inmitten der Natur und erwerben dabei beruf­liche Kompe­tenzen im Weinbau. Für ihre Arbeit erhalten sie einen regulären Lohn, sodass sie bei ihrer Rückkehr in die Freiheit über eine finan­zielle Basis verfügen.

In einer Umgebung, in der sich die Zeit nach den Jahres­zeiten richtet und die Erde den Rhythmus vorgibt, arbeiten die Inhaf­tierten Seite an Seite mit Agronomen und Önologen von Fresco­baldi an der Weinpro­duktion. Dieses Projekt bietet ihnen nicht nur eine Ausbildung, sondern auch eine tiefgrei­fende mensch­liche Erfahrung – ein Weg zu sozialer Reinte­gration, getragen von der Würde der Arbeit und der trans­for­mie­renden Kraft der Schönheit.

Gorgona – von Andrea Bocelli 2014 als „die wildeste und leuch­tendste Perle der Aphrodite“ beschrieben – ist ein natür­liches Amphi­theater mit Blick aufs Meer. Hier wachsen die Rebsorten Vermentino und Ansonica auf eisen­hal­tigen Böden, geschützt vor Winden und gestrei­chelt von der Meeres­brise. Die Rebfläche umfasst mittler­weile 2,3 Hektar und bringt einen Wein hervor, der Kraft und Poesie der Insel in sich vereint.

Wie jedes Jahr erzählt auch das Etikett der Gorgona-Edition 2024 eine besondere Geschichte. Dieses Jahr stehen die „leichten Flügel“ der Insel – die Schmet­ter­linge – im Mittel­punkt. Dank der Zusam­men­arbeit mit Simonetta Doni von Studio Doni & Associati, das auf Weineti­ket­ten­design spezia­li­siert ist, widmet sich das Etikett den 50 Schmet­ter­lings­arten des toska­ni­schen Archipels, darunter die Pieride del Navone, die Aricia Agestis und die Pararge Parame­gaera. Die Schmet­ter­linge, Symbol für Trans­for­mation und Gleich­ge­wicht, machen auf die Bedeutung von Biodi­ver­sität und natür­licher Bestäubung aufmerksam. Auch die Praxis der Gründüngung spielt eine Schlüs­sel­rolle für einen leben­digen, frucht­baren Boden.

Der Gorgona 2024 zeigt sich im Glas mit einer inten­siven stroh­gelben Farbe und einem eleganten, vielschich­tigen Bouquet: mediterrane Blüten wie Ginster und Geißblatt, fruchtige Noten von Berga­motte, Zedrat-Zitrone und reifer exoti­scher Frucht. Aroma­tische Nuancen von Rosmarin, Salbei und Curry­kraut begleiten ein salzig-jodiges Finale – der Ausdruck der Insel selbst. Am Gaumen ist der Wein frisch, salzig, langan­haltend und außer­ge­wöhnlich harmo­nisch, mit einem langen Finale.

Der Jahrgang 2024 war geprägt von einem milden Winter – einem der wärmsten der vergan­genen Jahre – und häufigen Regen­fällen im Herbst und Frühling. Im September kam es zu einem Tempe­ra­tur­abfall. Die Lese erfolgte daher später als in den Vorjahren: Der Vermentino wurde in der zweiten Septem­ber­woche geerntet, während der Ansonica Mitte Oktober in den Keller kam.

GORGONA – COSTA TOSCANA IGT

Ein einzig­ar­tiger Wein, der in einer Auflage von 9.000 Flaschen pro Jahrgang erzeugt wird. Er ist ein Symbol für die Verbindung von önolo­gi­schem Können, Respekt vor der Natur und sozialer Verant­wortung. Ein Wein, der von der Insel Gorgona erzählt, von den Menschen, die dort arbeiten, und dass Schönheit und Arbeit das Leben verändern können.

EIN VISIO­NÄRES PROJEKT

Auf Gorgona verbringen die Häftlinge die letzte Zeit ihrer Strafe. Sie arbeiten hier in der Natur und können sich Fähig­keiten aneignen, die ihnen die Wieder­ein­glie­derung ins Arbeits- und Sozial­leben erleichtern. Das Projekt startete mit der Instand­setzung eines kleinen, bereits bestehenden Weinbergs. Er liegt im Herzen eines natür­lichen, von Hügeln gebil­deten Amphi­theaters und bietet einen wunder­baren Blick aufs Meer. Unter Anleitung von Fresco­baldis Agronomen und Önologen sammeln die Häftlinge hier handfeste, praktische Weinbau-Erfahrung. Im Laufe der Zeit wurde die Rebfläche um weitere 1,3 Hektar erweitert.

2015 wurde erstmals auch ein Rotwein erzeugt: Der Gorgona Rosso stammt von einigen Rebzeilen Sangiovese und Vermentino Nero und wird in „Orcio“ genannten, großen bauchigen Gefäßen aus Terra­kotta ausgebaut.

DIE CHRONO­LOGIE

Im Mai 2013 wird der erste Wein von Gorgona, der „Gorgona 2012“, in der Abteilung für Straf­voll­zugs­an­stalten des Justiz­mi­nis­te­riums in Rom vorge­stellt. Im September desselben Jahres überreicht Lamberto Fresco­baldi dem italie­ni­schen Präsi­denten Giorgio Napolitano die erste Magnum­flasche mit der Nummer „0“.

Im Juni 2014 unter­zeichnet Fresco­baldi einen fünfzehn­jäh­rigen Koope­ra­ti­ons­vertrag mit der Gefäng­nis­ver­waltung von Gorgona und stellt zwei Häftlinge für die Arbeit im Weinberg ein, die direkt von der Kellerei bezahlt werden. Im Februar 2015 pflanzen die Insassen einen weiteren Hektar Vermentino auf der Insel, mit dem Ziel, mehr Menschen in die Arbeit im Weinberg einzu­be­ziehen und einen Wein von noch höherer Qualität zu erzeugen.

DIE PARTNER

Der weltbe­kannte Tenor Andrea Bocelli hat den Text für das Etikett des 2013er Gorgona verfasst:

„Der toska­nische Archipel ist ein irdisches Paradies und Gorgona Aphro­dites wildeste und strah­lendste Perle. Hinter ihrer schein­baren Unnah­barkeit lockt sie mit unsag­baren Düften und tiefer Stille, bezaubert mit der Kraft ihrer unver­gäng­lichen Jugend… Und rundherum Wasser und Salz, die die Botschaften des Himmels reflek­tieren und die Segel straffen.« (A. Bocelli – 2014)

Simonetta Doni vom Studio Doni & Associati, einem der wenigen inter­na­tio­nalen Grafik­design-Studios, die sich auf die Gestaltung von Weineti­ketten spezia­li­siert haben.

Doni & Associati sind jedes Jahr mit der grafi­schen Gestaltung des Etiketts beauf­tragt und bringen mit beson­derer künst­le­ri­scher Sensi­bi­lität zum Ausdruck, was das Projekt und die Insel so einzig­artig macht.

Giorgio Pinchiorri, Inhaber der Enoteca Pinchiorri, einem der inter­na­tional bekann­testen italie­ni­schen Restau­rants, fördert und bewahrt mit seiner exklu­siven Küche das kulina­rische Erbe von Gorgona.

Argotra­ctors, ein Unter­nehmen des Argo-Konzerns, hat einen Weinbau­traktor für den Einsatz auf der Insel gespendet.

MARCHESI FRESCO­BALDI

Die Familie Fresco­baldi erzeugt seit über 700 Jahren Wein in der Toskana. Marchesi Fresco­baldi gehört zu den führenden Weinpro­du­zenten Italiens. Das Unter­nehmen setzt auf die Verbindung von Tradition und Innovation und legt größten Wert auf Terro­irch­a­rakter und Ursprungs­ty­pi­zität. Fresco­baldis Premium-Weine sind weltbe­rühmt, sie entstehen auf den neun Weingütern: Tenuta Castig­lioni, Tenuta Castel­Gio­condo, Tenuta Perano, Castello Nipozzano, Castello Pomino, Tenuta Calimaia, Tenuta Ammiraglia, Rémole und Gorgona.

 

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