»Ich weiß nicht, warum das so ist, aber fast alle Sänger halten sich für gottbegnadete Salatmixer.« (Luisa Forbes)
„Es gibt drei Dinge, die eine Frau aus dem Nichts hervorzaubern kann: einen Hut, einen Salat und einen Ehekrach.“ (Mark Twain)
»Ich habe nie etwas so Exquisites gegessen wie einen Salat aus satinweißen Endivien, der mit behutsam eingestreuten Parmaveilchen parfümiert war.« (Mary Frances Kennedy Fisher)
Im Sommer, wenn sich die Natur lüstern räkelt, es überall blüht und auch der Mensch eine seelische Häutung durchlebt, gibt es nichts Besseres für Auge, Gaumen und Magen als frisch gepflückten Salat. Es rüschelt und kräuselt der Lollo Rosso. Skurill spreizt sich der Löwenzahn, während der Batavia die weiche Linie vertritt und der Radicchio sich in Rottönen gefällt bis hin zum plakativen Kardinalspurpur. Vereint man alle diese Stars zu einem Ensemble, eventuell ergänzt durch etwas bitterwürzigen Rukola, in Frankreich als Rougettes bekannt und Rauke auf deutsch, so reicht das schon zu einem Salatbukett von delikater Raffinesse, aber natürlich kann man es in dieser Küchendisziplin noch viel toller treiben. Die Zeiten sind längst vorbei, in denen der brave Kopfsalat die Szene dominierte. Das monochrome Grün von ehedem ist längst von einer bunten Vielfalt abgelöst worden.
Aber Salate sind nicht nur schön anzuschauen. Auch wenn Ernährungswissenschaftler wenig von grünen Salaten halten, sogar von einer Salatlüge sprechen – von Udo Pollmer, dem namhaften Lebensmittelchemiker, ist die Aussage überliefert, Salat sei so nahrhaft wie nasses Papier – . so enthalten frische Blätter, wie übrigens alle Pflanzen, außer viel Wasser, Aminosäuren, Mineralstoffen, Vitaminen und Spurenelementen auch Tausende sogenannter Sekundärverbindungen wie beispielsweise Farb- und Bitterstoffe, die durchaus funktionale Wirkung haben und dem Organismus gut tun. Zudem bietet Salat vernachlässigenswert wenige Kalorien. Konträr zu industriell in Plastikfolie abgepackten und länger gelagerten Salaten aus dem Gewächshaus gilt vor allem für frische Garten- und Wildsalate, daß sie sogar das antioxidative Potential des Blutes stärken können. Insofern ist Salat auch Medizin, denn er erfrischt und „putzt den Magen aus“, wie es Rabelais, der große Dichter und mindestens so große Gourmand, ausdrückte, womit er meinte, dass Salat verdauungsfreundlich die sogenannte Reise der Gerichte fördert, was umso gründlicher durch die kenntnisreiche Beimischung von Kräutern geschieht.
Ein guter Salat ist also niemals deplatziert – und gut ist er, ja vollkommen, wenn er die Zunge kitzelt, ohne zu brennen, den Gaumen erfrischt, ohne zu kratzen, den Magen anregt, ohne zu überreizen. So haben es jedenfalls um die Jahrhundertwende die Autoren des berühmten Appetitlexikons definiert. Wörtlich genommen heißt Salat übrigens »Gesalzenes«, es leitet sich vom lateinischen »salare« her für salzen. Ohnedies darf das Thema nicht auf grüne Blätter beschränkt werden. Unter Salat läßt sich alles ordnen, was mit einer Vinaigrette oder auf der Basis einer Mayonnaise angemacht wird. Das gilt für Gemüse ebenso wie für Nudeln, Kartoffeln, Wurst, Käse, Eier sowie den unergründlichen Kosmos der Meeresfrüchte von Austern und Muscheln über Heringe und Tintenfische bis zum Hummer.
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Meister des Dressings – „Salatflüsterer“ Was Hans Melcher, der Seniorchef des Karnerhofes am Faaker See, in Sachen Salate macht, hat nicht nur bei seinen Stammgästen Kultstatus, sondern ist in dieser Form einzigartig in ganz Österreich.
Die Variationsmöglichkeiten sind praktisch unendlich. Zahlreich sind zudem die internationalen Klassiker wie beispielsweise: Brüsseler Salat (mit Chicoree, Kartoffeln), Chefsalat (Kraut, Tomaten, Eier, Kräuter); Griechischer Salat (bunte Mixtur aus Paprikaschoten, Tomaten, Gurken, Schafskäse); Caesar’s Salad (Eier, Römersalat, Parmesan, Oliven, Croutons); Nizzasalat (Prinzeßböhnchen, entkernte Tomatenviertel, Kartoffeln, entsteinte Oliven, Sardellen, Kapern), Russischer Salat (gewürfelte Rüben, grüne Bohnen, Champignons, Schinken, Hummer, Pökelzunge, Sardellen, Trüffeln, Eier, Kaviar, gebunden mit Mayonnaise); Waldorfsalat (säuerliche Äpfel, roher Knollensellerie, angemacht mit Mayonnaise und drapiert mit gehobelten Walnüssen); Sanssouci-Salat (Würfel von gebratener Fasanenbrust und Artischockenböden mit Mayonnaise, die mit etwas Johannisbeergelee verrührt wurde, binden, mit kugelförmig ausgestochener Zuckermelone garnieren); Florida-Salat (Fein gehackte Ananas, Äpfel, Bananen und Sellerie werden mit einer Vinaigrette angemacht und auf einige der Länge nach aufgeschnittene Bananenhälften gestrichen; Chrysanthemum-Salat (die Blumen werden fünf bis sechs Minuten gekocht und dann in eiskaltem Wasser abgekühlt. Nun die Blüten in einer Salatschüssel mit einer Vinaigrette durchmischen und mit etwas Currypulver bestreuen); Jane Cromwell’s‑Salat (Krevetten werden mit gekochten und würfelig geschnittenen Weißrüben, Mandeln, Kapern, weißen Trauben und eingemachten Perlzwiebeln vermischt, mit ein wenig Zucker bestreut und mit einer Vinaigrette angemacht).
Ungemein delikat schmeckt ein provencalischer, speziell in Nizza gepflegter Klassiker namens „Mesclun“: ein Ensemble aus jungen Blattsalaten, Kräutern, Blüten & Co (und bitte nicht zu verwechseln mit den schlicht klein gehäckselten Salatblättern, die unter diesem Titel in Supermärkten abgepackt angeboten werden).
Originell ist der „Japanische Salat“: Drei Dutzend Muscheln werden gekocht, den Schalen entnommen, mit einigen Perlzwiebeln vermengt, in einer kleinen Kasserolle mit Weißwein übergossen – gerade so viel, daß die Meeresfrüchte bedeckt sind – und bei milder Hitze fertig gedämpft, ohne daß es kocht. Währenddessen gart man Salatkartoffeln – ungefähr halb so viele wie das Muschel-Zwiebel-Gemenge (beste Wahl: La Ratte oder deutsche Kipfler) – und schneidet die in Scheiben. Die werden in einer Salatschüssel mit dem von den Muscheln abgegossenen Wein beträufelt und reichlich mit gehackter Petersilie vermischt. Schließlich werden die Muscheln hinzugefügt, des Weiteren zwei Eßlöffel Mayonnaise und etwas Vinaigrette nach persönlichem Geschmack. Das Ganze soll ausgiebig miteinander vermengt werden; garniert wird zum Schluß mit ein wenig fein gehackter Pimpernelle.
Und Anti-Salatisten sollten lesen, wie schwelgerisch Giacchino Antonio Rossini, der Meister der italienischen Oper und des Crescendo, in einem Brief an seine Geliebte – und spätere Ehefrau – Isabelle Colbran eine von ihm komponierte Salatsauce beschrieb: „Nehmen Sie Olivenöl aus der Provence, englischen Senf, französischen Essig, ein wenig Zitronensaft, Pfeffer und Salz. Das alles tüchtig verrühren und gut vermischen. Einige Trüffel dazugeben, die Sie sorgfältig in dünne Scheiben geschnitten haben. Die Trüffel verleihen der Würze so etwas wie einen Heiligenschein, um ein Leckermaul in Ekstase zu versetzen.“
Daß Rossini leichthin “einige Trüffel“ vorschreibt, war vor 150 Jahren kein Ausflug in den Luxus, denn damals waren die schwarzen Knollen weniger rar und nicht so sündteuer wie heute. Ein mitschmausender Kardinal hat den Komponisten für dessen Sauce übrigens gesegnet. Natürlich bedürfen Salate nicht der trüffeligen Extravaganz. Es gibt tausenderlei Varianten zur Inszenierung ebenso leckerer wie schicker Tafelfreuden. Ob man beispielsweise Knoblauch pur dazu tut, nur die Schüssel mit diesem herrlichen Duftlackel ausreibt, völlig auf ihn verzichtet oder den Salat parfümiert, indem man den mit knofelgeschwängertem Atem lediglich zart anhaucht, ist ebenso Anlaß für lange Diskussionen unter praktizierenden Gourmets wie die Wahl des Essigs sowie des Öls. Feldsalat, eventuell angereichert mit lauwarmen Kartoffelscheiben oder knusprig gebratenen Weißbrotstücken, wird mit einem echten schwarzgrün schimmernden, nussig schmeckenden Bauernkürbiskernöl zur Besonderheit. Mohnöl plus einige Spritzer Limonensaft eignet sich zur Parfümierung roher, fein geschnittener Möhren. Kerniger Löwenzahnsalat bedarf wiederum eines kraftvollen Bio-Rapsöles, je nach Gusto auch flankiert von gebratenen Speckstreifen oder mariniert mit Blauschimmelkäse. Zu Blattsalaten paßt jederzeit feinstes Olivenöl. Und ein Tipp nebenbei: Einige Tropfen Sherry – je nach Art des Salats als Fino, Manzanilla oder Amontillado – verleihen jeder Vinaigrette eine raffinierte Note.
Harry Schraemli über Salate und die Sauce des Apicius: „Eigentlich ist über den Salat schon längst alles geschrieben worden, was schreibenswert ist.«
Vor genau dreihundertzwanzig Jahren machte sich ein gelehrter Mann namens Salvatore Massonio dahinter, dem Salat, diesem ewig verkannten Wohltäter, ein literarisches Denkmal zu setzen, das nicht weniger als achtundsiebzig Kapitel und vierhundertsechsundzwanzig Seiten zählt. Er nannte das Werk Archidipno oder vom Salat und seinem Gebrauch. (Das Wort Archidipno stammt vom griechischen Deipnon, der Hauptmahlzeit der klassischen Zeit, die gewöhnlich vor Sonnenuntergang eingenommen wurde.) Nachdem sich Massonio zuerst einmal fuchsteufelswild über einen Homer-Übersetzer hergemacht hat, dem es einfiel, ein Salat-Gericht in ein homerisches Essen einzuschmuggeln, schlägt er sanftere Töne an und bemüht sich in der Folge, aus allem, was der liebe Gott wachsen läßt‚ Salat“ zu machen…
Nun muß ich erst noch betonen, daß Massiono’s Werk hochinteressant ist, zitiert er doch alle Stimmen des Altertums über die ihn bewegende Materie…In der antiken Küche nahm der Salat den einzig vernünftigen Platz ein; er wurde zu Beginn des Essens aufgestellt und blieb während der ganzen Mahlzeit in Reichweite. Apicius geht sogar so weit, seinen Lesern eine fertige Salatsauce vorzusetzen, die aus Ingwer, grüner Raute, Datteln, Pfefferkörnern, Honig, Kümmelsamen, eingekochtem Fleischsaft und Essig besteht. Der Clou dieser amerikanisch anmutenden Mischung aber ist, daß Apicius empfahl, nach jeder Mahlzeit einen kleinen Schluck davon zu trinken. Prost!“
Heinrich Chira „Harry“ Schraemli (1904–1995), altem Schweizer Gastro-Adel entstammend, hat sich als Mixologe einen Namen gemacht (er schrieb u.a. „Das große Lehrbuch der Bar“). Der gelernte Koch und Kellner war aber zunehmend auch als gastrosophischer Schriftsteller tätig. Seine Salat-Etüde steht in dem 1949 im Zürcher Interverlag herausgegebenem Buch „Von Lukullus zu Escoffier – ein Schlemmerbuch für kluge Frauen und gescheite Männer“.
Seit selbst der biederste Wochenmarkt ein buntes Salatprogramm anbietet, vom kalifornischen Eisbergsalat, den Zuckerhut und die intensiv würzige Rauke (vulgo Rukola) sowie die pikante Brunnenkresse bis zum wiederentdeckten Lollo Rosso nebst dessen grünem Vetter, dem geschmacklich nahezu identischen Lollo Bianco, kann man den Salat farblich auf das Kleid seiner Lieblingsfrau abstimmen oder sonstwie nach modischen und auch emotionalen Aspekten komponieren. Die früher übliche Norm des schlichten Grüns ist durchbrochen. Heute schwelgt der Salat-Afficionado je nach Anlass und Stimmung in Rosa-Lila oder barock in Gelb-Grün-Rot. Rot allein kann apart sein und ein Gelb in vielen Schattierungen, wie man es sich mit Frisée und dem milden weißen Löwenzahn auf den Teller zaubert, ist ein eleganter optischer Effekt, der sich, ästhetisch wie geschmacklich, noch steigern läßt. wenn man den Salat mit Blüten à la Gänseblümchen, Rosen, Ringelblume, Stiefmütterchen, Dahlien, Kapuzinerkresse & Co drapiert.
Selbstverständlich ist auch die Endivie, die gute Alte, nicht zu verachten. Im Verein mit ziemlich weich gekochten, unbedingt lauwarm angerichteten Kartoffeln von speckiger Art und einem reichlichen Hauch Knoblauch ergibt sie einen Salat, der an rustikaler Delikatesse noch gewinnt, läßt man lässig ein weich gekochtes Ei darüber fließen. Und der Rapunzel, der auf manchen Bergwiesen zwergenklein bis in den Mai hinein wächst, lässt sich an nussigem Aroma von keinem neumodischen Blatt überbieten. Das sind Klassiker, auf die ein Gourmet nie verzichten wird. Doch ist er ebenso dankbar für die vielen neuen Salatzierden wie beispielsweise den wieder entdeckten fleischigen Portulak, den postmodern verspielten Eichblattsalat oder den einem kräftigen grünen Wuschelkopf ähnelten „Frillice“, auch „krauses Eis“ genannt, eine Kreuzung aus Frisée und knackigem Eisbergsalat mit zartbitterem Aroma.
Ein Kapitel für sich ist der bescheiden auftretende Römersalat aus der Familie der Lattiche. Der darf in keinem »Caesar’s Salad« fehlen und war, der Name drückt es aus, schon im alten Rom beliebt. Im ältesten Dokument, in dem Salat erwähnt wird, dem Werk „De re rustica“ des Schriftstellers Lucius Junius Columella (1. Jahrhundert n. Chr.), wird über Anbau und Zubereitungsarten für verschiedene Lattichsorten berichtet. So beschreibt der Chronist, daß die Römer den Salat frisch mit Essig, Öl und Gewürzen verzehrten oder ihn, zusammen mit Bohnen, Fenchel, Dill, Lauch und übergossen mit einer Salzlake, in Fässern eingelegt haben – „insalata“ genannt. Plautus, der römische Lustspieldichter, hat den Salat zu den „königlichen Speisen“ gezählt, und Kaiser Augustus wurde angeblich von seinem Leibarzt durch eine Lattichkur vom Leberleiden befreit.
Salat und Wein:
Selbst in Gourmet-Magazinen war lange zu lesen, dass Wein zu Salaten verpönt sei – zu viel Säure, und gehörten obendrein süßsäuerliche Tomaten oder Artischocken mit ihren Bitterstoffen zum Programm, habe der Wein überhaupt keine Chance. Es ist schon richtig, dass sich zwei Säuren beim Aufeinandertreffen addieren, also besonders aggressiv wirken. Doch abgesehen davon, dass es Weine von geschmeidiger Fülle, solche mit starkem Körper bei geringer Säure (wie beispielsweise burgundische Chardonnays, badische Grauburgunder, fränkische Silvaner-Spätlesen, Grüne Veltliner), reibungslos mit jedem Salat aufnehmen, legen edle Köchinnen und gütige Köche salatige Kompositionen heute derart fein an, nämlich behutsam dosiert mit hochwertigem Essig und besten Ölen, dass dazu auch Gewächse herben Charakters passen, etwa reife Rieslinge, Sancerre beziehungsweise Pouilly Fumé von der Loire, klassisch ausgebauter Chablis.
Wann man den Salat serviert, ob als Vorspeise, ob anstelle des lange Jahre modisch gewesenen Sorbets inmitten eines Menüs zum Erfrischen der Geschmacksnerven, ob danach zum Käse oder ob man ihn überhaupt als Solonummer anlegt, begleitet – je nach Salattyp – von einem frischgebackenen Baguette oder kernig-herzlichem Roggenbrot, ist eine Sache der persönlichen Entscheidung, die man entweder spontan trifft oder gastronomisch wohlüberlegt.
Als Vorspeise öffnet Salat den Magen, in der antiken Küche wurde er als „grüne Ouvertüre“ zu Beginn des Essens auf den Tisch gestellt. Im 19. Jahrhundert, als große Kochkünstler wie Antonin Câreme und später Auguste Escoffier unter dem heute noch gültigen Begriff »Haute Cuisine« eine moderne Küche begründeten, wurden Salate auch nach dem Hauptgang serviert, also vor dem Dessert oder gegebenenfalls einem Gang mit Käse. Diätbewußten Menschen und Models dient er als Hauptgericht.
Es steht also außer Zweifel, dass Salat eine köstliche Leckerei ist, sofern die Zubereitung nicht in die Hände von Barbaren fällt. Regel Nummer eins: kreativ sein, auch neue Wege gehen und sich der Vielfalt an Ölen, Essigen und Gewürzen bedienen. Regel Nummer zwei: Die Blätter müssen trocken sein, es sollte kein Tröpfchen Wasser an ihnen haften. Regel Nummer drei: Salat bitte nie, wie es in österreichischen und auch süddeutschen Haushalten und Gasthöfen leider allzu oft noch Brauch ist, in Essigfluten versinken lassen; das ist kulinarische Barbarei. Salat sollte nicht triefen, deshalb nur soviel Sauce oder Dressing verwenden, dass kein Tropfen davon in der Schüssel zurück bleibt. Regel Nummer vier: nicht kunterbunt kräutern und würzen, sondern sich mit Bedacht auf ein, maximal zwei Kräuter beschränken und auch bei den Gewürzen haushalten. Regel Nummer fünf ist uralt und stimmig wie vor hundert Jahren: Den Essig handhaben wie ein Geizkragen, das Öl hingegen wie ein Verschwender, würzen wie ein Philosoph und das Ganze minutenlang mischen wie ein Narr. Nicht besonders erwähnt zu werden braucht, dass die Klasse des Salats nicht nur vom Rohprodukt abhängt, sondern auch durch Art und Qualität von Essig & Öl bestimmt wird: Himbeeressig wirkt anders als Balsamico, Olivenöl schmeichelt den Blättern anders als etwa Distelöl oder Kürbiskernöl.
Dass man die Kunst der Salatzubereitung zum einträglichen Beruf machen kann, hat der Marquis d›Albignac bewiesen, der während der Französischen Revolution nach England emigrierte und reich wurde, indem er den Gourmets unter den englischen Lords den Salat anrichtete. Er reiste im eigenen Wagen und ein Diener trug ihm in einem Mahagonikasten alle Zutaten nach, die er für seine Arbeit benötigte. Das Repertoire umfasste mehrere Sorten Öl und Essig, ferner Gewürze, Salz, Pfeffer, Kaviar, Trüffel, Sardellen, Kapern, feine Kräuter, hartgekochte Eier, Eigelb und dick eingekochten Fleischsaft namens „glace de viande“. Der Marquis avancierte bald zu einem der gefragtesten Männer der Londoner Gesellschaft und kehrte nach einigen Jahren mit einem ansehnlichen Vermögen in seine Heimat zurück.
Alles Salat, das kann auch bedeuten: alles paletti.