Was dem Champagnerfreund „Krug Grande Cuvée“ bedeutet, ist für den Kaffeeliebhaber der „Jamaica Blue Mountain“. Beide sind Spitzenprodukte ihrer Klasse. Doch – und so geht es nun mal mit dem alles Überragenden – nicht alle Genießer sehen das so.
Das karibische Edelgetränk bestätigt diese Erfahrung. Die einen feiern „die milde Säure und das subtile Aroma“, die anderen strafen den 70 Euro pro Pfund teuren Kaffee mit Verdammnis: „wenig Aroma, kaum Fülle“. Der Dreigroschen-Muntermacher von einst ist zum hochgeschätzten Szenegetränk nicht nur des Businessnachwuchses aufgestiegen und in den Mittelpunkt eines Kultes geraten. Bei dem es – ähnlich wie bei Weinen – auf ausgefeilte Aromen, subtile Feinheiten und große Lagen ankommt – zelebriert in mittlerweile unzähligen zeitgeistgemäß gestalteten Kaffeebars.
Deutschlands Kaffeeröster bieten – neben den üblichen wenig geschmackvollen Mischungen verschiedener Kaffees – durchaus sortenreine Qualitäten von Bohnen aus exotischen Gefilden an. Der aus diesem Rohstoff gewonnene Kaffee wird gelobt wegen seiner Fülle und seiner ausgewogenen Säure. Ganz oben auf der Liste der hochgeschätzten Qualitätssorten steht der Arabica-Kaffee.
In Jamaika werden die Arabica-Sträucher zwischen 910 Metern und 1700 Metern Höhe gepflanzt. Das Anbaugebiet umfasst gerade mal 6000 Hektar. Die Regionen über 1700 Metern sind dicht bewaldet und werden als Forst-Reservat bewahrt. Nebel, kühle Temperaturen und reichlich Regen sind in den Blue Mountains die Hauptfaktoren für ein besonderes Klima, wodurch die Kaffeekirschen wesentlich langsamer wachsen als zum Beispiel in Brasilien oder in Vietnam.
Durch die natürlich bedingte lange Reifezeit entsteht ein spezielles Aroma mit Wiedererkennungswert. Die außergewöhnliche Würze, geringe Ertragsmenge sowie Handpflückung und Spezialverpackung in Holzfässern machen den „Jamaica Blue Mountain“ zu einer der teuersten Kaffeesorten weltweit und er gehört mit einigen wenigen anderen Kaffeesorten zur obersten Kategorie der Kaffeespezialitäten.
Der teuerste Kaffee der Welt
Noch zu Beginn dieses Jahrtausends war zumindest die Preisgestaltung dieses edlen Kaffees unangefochten. Doch dann stellten Jack Nicholson und Morgan Freeman in dem Film „Das Beste kommt zum Schluss“ ihre Bucket List vor. Und die Welt des Kaffees geriet ins Wanken. Denn auf der Liste der Dinge, die jeder gestandene Mann gemacht haben muss (!), bevor er den Löffel abgibt, steht „Kopi Luwak“.
„Kopi Luwak“ avancierte zum teuersten Kaffee der Welt. Der Preis für ein Pfund variiert von mindestens 300 Euro bis 600 Euro, je nach Saison und Verfügbarkeit. Man konnte dem Hype um „Kopi Luwak“ kaum entkommen und jeder, der auch nur das leiseste Interesse an Gourmet-Kaffees verspürt, hat schon von der kontroversen Kaffee-Sensation aus Indonesien gehört. Die roten Kaffeebohnen werden von einer Schleichkatze gefressen, verdaut, ausgeschieden und dann eingesammelt.
Während sich die einen vor Ekel schütteln, attestieren andere dem Katzen-Kaffee einen einzigartigen Geschmack: Die Enzyme im Verdauungstrakt der Schleichkatzen spalten die Kaffee-Proteine auf und sorgen dafür, dass der bittere Bohnengeschmack ein weicheres, runderes Aromaprofil bekommt. Damit aber noch nicht genug, denn die Kaffee-Welt wankt immer noch.
Einer der Nachteile bei der Herstellung von „Kopi Luwak“ ist, dass die nachtaktiven Schleichkatzen doch recht zierlich sind und daher auch wenig ausscheiden. So wird das Füllen von Kaffeesäcken mühsam und zeitaufwendig. Klar, es war nur eine Frage der Zeit, bis einer auf die Idee kam, einfach ein deutlich größeres Tier mit roten Kaffeekirschen zu füttern: Manege frei für „Black Ivory Coffee“.
Die Rohkaffeebohnen, die in einer Höhe von 1500 Metern wachsen, werden nun gepflügt und dann dem Futter von Elefanten beigemischt – in Thailand. Die Ausbeute ist damit deutlich reichhaltiger als bei den kleinen Katzen. Doch wer jetzt die Nase über das elefantöse Kaffeeprojekt rümpft, sollte wissen, dass der Genuss von „Black Ivory Coffee“ einer guten Sache dient. Die tierische Veredelung findet in der „Golden Triangle Asian Elephant Foundation“ statt, einer Einrichtung, die schon über 30 Elefanten gerettet hat und arbeitslosen Mahouts (Elefantenführer) und deren Familien eine neue Pespektive ermöglicht. Acht Prozent der Erlöse überweist die Anantara-Hotelgruppe an die thailändische Stiftung.
Eine Tasse mit dampfendem Elefanten-Kaffee wird Gästen in den Anantara Hotels auf den Malediven im Rahmen einer besonderen Zeremonie eingeschenkt. Die Bohnen werden am Tisch frisch gemahlen und das Mehl direkt aufgebrüht. Wer beim Preis von 38 Euro die Tasse auf den Geschmack kommt, denkt an die Lieben zu Hause und deckt sich gleich mit einem Kilo des edlen Stoffs ein. Für den Spaß werden 850 Euro pro Kilo fällig, in Anbetracht des Tassenpreises geradezu ein Schnäppchen.
Rüdiger Albert
Große Fülle, feine Säure und Würze: Worauf es ankommt, wenn der Kaffee schmecken soll
Die Pflanze:
Der Kaffeestrauch gedeiht in tropischen und subtropischen Breiten in rund 70 Ländern. Premiumqualitäten wachsen ausschließlich in Höhenlagen zwischen 600 und 2000 Metern.
Die Ernte:
Kaffeekirschen benötigen eine außerordentlich lange Reifezeit (Blüte bis Ernte) von sechs bis neun Monaten. Da der Reifeprozess ungleichmäßig verläuft, dauert auch die Kaffeeernte mehrere Monate. Für die besten Kaffees werden nur die leuchtend roten Kirschen mit der Hand gepflückt. Das süße Fruchtfleisch umgibt eine Pergamenthülse, in der sich die beiden Samen, die eigentlichen Kaffeebohnen, befinden. Nach der Ernte werden die Bohnen aus ihrer Umhüllung gelöst. Für diesen Prozess gibt es zwei unterschiedliche Methoden: die trockene und die nasse Aufbereitung. Bei teuren Hochlandkaffees wird prinzipiell die sehr aufwändige nasse Aufbereitung angewendet, weil der dabei anfallende Fermentationsprozess für Aroma und Geschmack von entscheidender Bedeutung ist.
Das Rösten:
Die rote Bohne ist hart und schmeckt erdig. Erst beim Rösten entsteht das gewohnte Kaffeearoma. Der Rohkaffee wird in kleinen Chargen in einer Rösttrommel bei 200 bis 220 Grad Celsius gewälzt. Die Zellstruktur verändert sich, die Bohne verliert Feuchtigkeit und bläht sich bis auf das Doppelte ihres ursprünglichen Volumens auf. Die chemischen Reaktionen im Inneren der Bohne bewirken, dass flüchtige in Öl gebundene Aromen an die Oberfläche treten und wahrnehmbar werden. Experten unterscheiden sechs Röstgrade: von hellbraun (Amber) bis sehr dunkel (French). Generell gilt: helle Röstgrade verstärken die feine Säure im Kaffee. Eine dunklere Röstung (typisch für Espresso) verringert die Säure, betont die Fülle.