Rosé-Champagner – Die elegante Versu­chung in Rosa

Karl-F. Lietz

Lesedauer: 2 Minuten

 

Zwischen Festlichkeit und Finesse: Warum Champagner in Rosé längst mehr ist als nur eine verspielte Variante

Man spricht von rosaroten Keller­kindern, auch von schäu­mendem Pink und meint damit, ein bisschen vernied­li­chend, die Familie der Rosé-Champagner. Doch dieses Image ist überholt. Was einst als modischer Ausreißer galt, hat sich in den letzten Jahrzehnten zur festen Größe in der Welt der edlen Schaum­weine entwi­ckelt. Rosé-Champagner ist kein Ersatz für den „echten“ Champagner, sondern eine eigene Stilistik – oft kraft­voller, aroma­ti­scher und vielsei­tiger im kulina­ri­schen Einsatz.

Eine junge Erfolgs­ge­schichte

Tatsächlich ist Rosé-Champagner eine vergleichs­weise junge Erscheinung. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann seine Erfolgs­ge­schichte. Davor galt: Champagner hat weiß zu sein. Selbst renom­mierte Häuser wie Pol Roger oder Krug zögerten lange mit einem rosafar­benen Produkt. Krug brachte seinen ersten Rosé überhaupt erst 1983 auf den Markt – heute kostet er rund 330–360 Euro pro Flasche.

Exklusive Tropfen – teurer als Blanc de Blancs

Rosé-Champagner ist oft teurer als seine weißen Pendants. Das liegt unter anderem am höheren Aufwand bei der Herstellung und an der gerin­geren Produk­ti­ons­menge. Besonders edle Cuvées wie der Cristal Rosé von Louis Roederer oder der Dom Pérignon Rosé bewegen sich heute in Preis­re­gionen von über 400 Euro pro Flasche. Auch bei nicht ganz so ikoni­schen, aber sehr hochwer­tigen Häusern sind Preise zwischen 120 und 200 Euro keine Seltenheit.

Genuss abseits der Prestige-Liga

Doch auch abseits der Luxus­klasse gibt es exzel­lente Rosés:

  • Laurent-Perrier Rosé Cuvée Brut (100 % Pinot Noir, rund 65–75 €),
  • Billecart-Salmon Rosé (frisch, präzise, ca. 65 €),
  • Duval-Leroy Fleur de Champagne Rosé Brut Premier Cru (um 55–60 €),
  • Taittinger Comtes de Champagne Rosé (hochfein, komplex, rund 135 €),
  • Deutz Cuvée William Rosé Vintage (rund 90–110 €),
  • Mailly Grand Cru Rosé de Pinot Noir (ca. 50 €).

Selbst einige kleinere Winzer-Champa­gner­häuser bieten in der Preis­spanne zwischen 40 und 70 Euro stilis­tisch eigen­ständige Rosés mit Charakter – häufig bei spezia­li­sierten Online­händlern zu finden.

Herstellung: Saignée oder Assem­blage?

Für Rosé-Champagner sind zwei Verfahren zugelassen:

  1. Saignée-Methode (selten, handwerklich anspruchsvoll): Dabei wird der Most nach kurzer Kontaktzeit mit den roten Trauben­schalen abgezogen. Das Ergebnis: tieferer Ausdruck, mehr Struktur und natür­liche Farbe.
    → Beispiel: Laurent-Perrier Rosé verwendet ausschließlich diese Methode.
  2. Assem­blage-Verfahren (heute häufiger): Hier wird einem weißen Grundwein gezielt etwas stiller Pinot Noir oder Pinot Meunier zugesetzt. Vorteil: Die Farbe kann gezielt gesteuert werden, das Tannin­risiko ist gering.
    → Häufig verwendet bei Häusern wie Moët & Chandon Rosé Impérial.

Viele Produ­zenten kombi­nieren beide Methoden für mehr Tiefe und Präzision.

Farbe und Stil: Mehr als nur ein modisches Rosa

Das Farbspektrum reicht von zartem Lachston bis hin zu sattem Himbeerrot. Als Ideal gilt oft ein helles, leicht grausti­chiges Rosa, im Franzö­si­schen poetisch „Œil de Perdrix“ – Rebhuhnauge – genannt. Geschmacklich korre­liert die Farbe oft mit Stilistik:

  • Hellere Rosés: eleganter, feiner, oft minera­li­scher
  • Dunklere Rosés: kräftiger, fruch­tiger, manchmal süßer oder „rotwei­niger“

Kulina­rische Allrounder

Rosé-Champagner brilliert in der Kombi­nation mit Speisen:

  • Wildpas­teten und gegrilltes Kalbfleisch,
  • Ziegenkäse mit Honig oder Kräutern,
  • Himbeer- oder Erdbeer­des­serts,
  • asiatisch inspi­rierte Küche, die Süße, Säure und Würze kombi­niert.

Der höhere Pinot-Anteil verleiht Rosé-Champagner mehr Körper – damit übersteht er auch kräftige Aromen souverän.

Fazit: Rosé ist kein Neben­dar­steller mehr

Rosé-Champagner ist kein modischer Ausreißer, sondern eine ernst­zu­neh­mende Stilistik – fein, charak­tervoll, vielseitig. Er darf festlich sein, darf verführen, darf aber auch fordern. Wer einmal den richtigen Rosé-Champagner zum passenden Anlass serviert hat, weiß: Es gibt Momente, da ist Rosa schlicht die bessere Wahl.

 

 

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