Hast du Bock?

© Hans Hansen 2023
23.12.2023
Daniel Olsberg

Lesedauer: 2 Minuten

Mai. / Jun. 2018

Wie Sie vielleicht wissen, habe ich eine große Schwäche für hopfige, bittere Biere. Vor kurzem bin durch Süddeutschland und Öster­reich gereist. Angesichts verschie­dener Sehens­wür­dig­keiten Kloster Andechs und Engli­scher Garten probierte ich ein paar Bockbiere aus, da ich keinen Bock mehr auf Helles hatte. Bockbiere sind in der Regel sehr alkohol­reich, süß und eher malzig. Diese Sorte hat sich im Laufe der Zeit entwi­ckelt. Man erzählt sich, dass sie aus Einbeck in Nieder­sachsen stammt. Ein Brauer, der in Bayern als Geisel gehalten wurde und dort den klaren Stil brauen musste, brachte diese Art nach Süddeutschland. Im süddeut­schen Dialekt wurde Einbeck „Einbock“ ausge­sprochen, und das Bockbier war geboren. Heute gibt es Mischungen aus Lager- und Bierbock. Wichtig ist, dass sie malzig, toastig (geröstet) und nicht hopfig sind. Es gibt auch Varianten wie Weissbock und Doppelbock.

Ich habe ein Schloss Eggenberg Urbock mit 23° Plato. 9,6 Alk. Vol vor mir. Ehrlich gesagt ist das nach einem Skitag ist das ein Killer für einen ersten Durst­lö­scher abseits der Piste. Doch nach dem ersten Schluck brachte es mich zurück nach Manhattan als ich 15 Jahre alt war. In den 80er Jahren gab es in den USA etwas, was wir in Kanada nicht hatten – impor­tierte Biere. Also wurde ich verrückt danach. Ich erinnere mich noch genau daran, dass ich so viele verschiedene Biersorten gekauft habe, wie ich es mir leisten konnte und meine Eltern es erlaubt haben.

Eines der Biere war das Celebrator Doppelbock. Sogar eine kleine Plastik­ziege hing um den Flaschenhals. Dieses Bier – dunkles Gold und Malz – war auf meinem Gaumen ganz anders als das, was ich gewohnt war. Es war dicker, süßer und hatte einen echten Kick. 

Jetzt, wo ich mich zurück­lehne und das Schloss Eggen­berger Urbock wirklich genieße, versetzt es mich zu einer fabel­haften Reise mit meinen Eltern nach New York Mitte der 80er Jahre zurück. Ein Zeit, in der diese Stadt noch gefährlich war und man mich zum ersten Mal wie einen Erwach­senen behandelt hat. Wie sich die Zeiten ändern. Wahrscheinlich würden heutzutage die meisten Eltern ihren Kinder nicht erlauben sich Auszu­pro­bieren und Geschmäcker zu entdecken, bis es „legal“ ist. Und wäre mir das passiert, wären mir eines meiner Lieblings­hobbys und einige sehr schöne Erinne­rungen entgangen.

Ein Hoch auf die Aufge­schlos­senheit mit genügend Disziplin, um Grenzen einzu­halten.

Daniel Olsberg

 

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