Wenn man die LeidenÂschaft teilt, aus vier einfachen Zutaten eine neue Welt zu erschaffen, wenn man Qualität und Perfektion gemeinsam als Säulen des Lebens begreift, wenn man sein Handwerk gut macht und stetig verbessert, dann erntet man gern gemeinsam die Freuden, die es bereithält.
Es sind ja nicht allein die Brauer, die nichts anpacken, was sie nicht perfekt machen wollen. Jeder Künstler, jeder Handwerker strebt doch nach Perfektion, wohl wissend, sie niemals wirklich erreichen zu können. Doch sind nicht letztlich die Reise, die wir antreten, und der Weg, den wir wählen, das eigentÂliche Ziel?
Mein Weg führte mich kürzlich nach Berlin und ich nutzte die Gelegenheit, ein bisschen Zeit in und mit der Brauerei Lemke Berlin GmbH zu verbringen. Eigentlich war ich auf Tour, ließ mich aber allzu gern in ein Gespräch mit den Braumeistern verwiÂckeln und blieb lange. Sehr lange.
Mich fasziÂnierte die LeidenÂschaft, mit der sie von ihrer Arbeit und ihrem Bier sprachen. Die Vielfalt und Qualität ihrer Produktion bewies mir einmal mehr, dass LeidenÂschaft gepaart mit Wissen und Erfahrung Berge versetzen kann. Ihre Biere sind – vom sehr harmoÂnisch gehopften Pilsener über ein bekömmÂliches IPA, mit einem komplexen AromenÂcocktail aus Hefe- und MilchÂsäuÂreÂgärung, sowie fassgeÂreifte Schätzchen der edelsten Art – schlicht umwerfend.
Natürlich ist die Idee der leidenÂschaftÂlichen Suche nach Perfektion vor allem eine zutiefst zwischenÂmenschÂliche. Ich traf kürzlich einen anderen HobbyÂbrauer, der so freundlich war, eine Flasche seiner Kreation mit mir zu teilen. Ich war gerührt; schließlich hatten wir uns eben erst kennenÂgeÂlernt, und er produÂziert nicht mehr als vierzig Flaschen am Stück. Doch die BrauleiÂdenÂschaft lebt eben auch von GastfreundÂschaft und GroßzüÂgigkeit, vor allem, wenn sie in Form eines großarÂtigen Pale Ale daherÂkommt. Ich hatte vielleicht noch nie wirklich darüber nachgeÂdacht, aber der Weg zur Perfektion, die konseÂquente FokusÂsierung auf Qualität hat gar nicht nur mit dem Brauen zu tun. Vielmehr geht es um das Leben an sich. Dieser Prozess, ein Bier zu entdecken, es richtig zu handhaben, in der richtigen TempeÂratur, im geeigÂneten Glas und nicht zuletzt in der passenden GesellÂschaft zu servieren; ist es nicht die Blaupause für fast alles im Leben? Wonach streben wir? Vielleicht einfach danach, was immer wir tun, möglichst gut zu machen.
Daniel Olsberg